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Bedeutende Wikingerfunde von 1960 bis 1999 – Wie Ausgrabungen unser Bild der Nordmänner veränderten

  • Autorenbild: Michael Praher
    Michael Praher
  • 11. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Okt.

Darstellung einer archäologischen Ausgrabungsstelle der Nordmänner

Inhaltsverzeichnis:

🔸 Fazit

🔸 FAQ

Einleitung

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war für die Wikingerforschung eine Zeit voller Sensationen. Archäologen stießen in diesen Jahrzehnten auf Siedlungen, Schätze und Schiffe, die unser Verständnis der nordischen Kultur grundlegend verändert haben. Manche Funde bestätigten jahrhundertealte Sagas, andere stellten unser Bild der Wikinger völlig auf den Kopf.


In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die bedeutendsten Wikingerfunde zwischen 1960 und 1999 – von Nordamerika über die britischen Inseln bis nach Skandinavien.

Die 1960er – Wikinger in Amerika bestätigt

1960: L’Anse aux Meadows (Kanada)


Rekonstruktion der Wikinger Siedlung in Kanada
Rekonstruktion der Wikingersiedlung. Bildquelle: Klick Mich.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts galten die isländischen Sagas über Fahrten nach Vinland für viele eher als Mythen. Doch 1960 fanden die norwegischen Archäologen Helge und Anne Stine Ingstad im äußersten Norden Neufundlands die Überreste einer kleinen Siedlung aus Grassodenhäusern.




Die Funde – Werkzeuge, Schmiedespuren, Spinnwirtel – waren eindeutig skandinavischen Ursprungs. Damit stand erstmals zweifelsfrei fest: Die Wikinger hatten rund 500 Jahre vor Kolumbus amerikanischen Boden betreten.


Noch spannender: 2021 wurde anhand von Holzproben nachgewiesen, dass die Siedlung genau im Jahr 1021 n. Chr. in Betrieb war. Damit kennen wir heute die erste exakte Jahreszahl eines transatlantischen Kontakts im Mittelalter.

Die 1970er – Wikingerstädte erwachen zum Leben

1974–1981: Wood Quay in Dublin


In den 1970ern kam es in Dublin zu einer der größten Grabungen der Wikingerzeit. Beim Bau neuer Verwaltungsgebäude stießen Archäologen in Wood Quay auf weitläufige Siedlungsreste aus dem 9. bis 12. Jahrhundert.


Die Entdeckung war ein Glücksfall: Häuser, Werkstätten, Straßen – sogar Reste von Alltagsgegenständen wie Schuhen, Werkzeugen und Knochenabfällen – gaben einen direkten Einblick in das Leben der nordischen Siedler in Irland.Wood Quay zeigte, dass Dublin nicht nur ein Stützpunkt der Plünderer war, sondern sich zu einer blühenden Handelsstadt entwickelte.


1976–1981: Jórvík (York, England)

Wenig später wiederholte sich das Staunen in England: In York legten Ausgrabungen ganze Stadtviertel der Wikingerzeit frei. Der Ort war den Nordmännern als Jórvík bekannt.

Besonders spektakulär: Durch die feuchten Bodenverhältnisse blieben tausende organische Materialien erhalten – Holz, Leder, sogar Pflanzenreste. Man fand Häuser mit hölzernen Gehwegen, Werkstätten für Schmuckherstellung und Textilproduktion sowie importierte Waren.Diese Funde machten klar, wie kosmopolitisch die Wikingerstädte waren – mit Handelskontakten von Skandinavien bis zum Nahen Osten.


Heute können Besucher im JORVIK Viking Centre buchstäblich durch eine rekonstruierte Wikingerstadt spazieren – inspiriert von genau diesen Grabungen.


1979–1980er: Der Hafen von Haithabu (Deutschland/Dänemark)

Am Ende des Jahrzehnts verschob sich der Fokus nach Schleswig-Holstein: In Haithabu, einer der größten Handelsstädte des Nordens, legten Forscher den Hafen frei.

Man entdeckte nicht nur die Überreste mehrerer Schiffswracks, sondern auch Spuren riesiger Hafenanlagen, die eindrucksvoll belegten, wie international die Wikingerwirtschaft war. Haithabu war ein Knotenpunkt zwischen Nord- und Ostsee – und die Grabungen zeigten, dass hier täglich Händler aus ganz Europa zusammentrafen.

Die 1990er – Schiffe, Schätze und neue Einblicke

1991: Das Scar-Bootsgrab (Orkney, Schottland)

Auf den Orkney-Inseln im Norden Schottlands entdeckte man ein außergewöhnliches Grab: Ein Mann, eine Frau und ein Kind wurden in einem Boot bestattet, begleitet von reichen Grabbeigaben wie Waffen, Schmuck und Haushaltsgegenständen.


Das sogenannte Scar-Bootsgrab zeigt eindrucksvoll, dass Bootsbestattungen nicht nur für Könige und Krieger gedacht waren, sondern auch für Familien oder Gemeinschaften eine bedeutende Rolle spielten. Es ist heute eines der bekanntesten Zeugnisse für die Vielfalt wikingerzeitlicher Bestattungssitten.


1996/97: Roskilde 6 – das längste Wikingerschiff

In Dänemark machten Archäologen einen Sensationsfund: das Wrack von Roskilde 6, mit etwa 37 Metern Länge das größte je gefundene Wikingerschiff.Es war ein echtes Kriegsschiff, gebaut für Geschwindigkeit und mit Platz für mehr als 100 Ruderer.

Der Fund zeigt, dass die Wikingerflotten größer und besser organisiert waren, als lange angenommen. Roskilde 6 ist heute im Wikingerschiffsmuseum in Roskilde zu sehen – und beeindruckt noch immer durch seine gewaltigen Ausmaße.


1998–2003: Neue Grabungen in Kaupang (Norwegen)

Kaupang, eine der frühesten Handelsstädte Norwegens, wurde bereits im 19. Jahrhundert erforscht. Doch erst die modernen Ausgrabungen ab 1998 brachten ein vollständigeres Bild.Forscher fanden Wohnhäuser, Handwerksbetriebe und Handelsware aus weiten Teilen Europas und Asiens.


Kaupang bestätigte, dass die Wikinger nicht nur Krieger, sondern vor allem geschickte Händler und Handwerker waren. Die Stadt spielte eine Schlüsselrolle in den Handelsnetzen des Nordens.


1999: Der Spillings-Schatz (Gotland, Schweden)

Den Abschluss des Jahrhunderts bildete eine spektakuläre Entdeckung auf der Insel Gotland: den größten bekannten Silberschatz der Wikingerzeit.

Über 67 Kilogramm Silber – Münzen, Barren und Schmuckstücke – wurden in einem Bauernhof gefunden. Darunter tausende Münzen aus dem Kalifat, Byzanz und Mitteleuropa.Der Spillings-Schatz zeigt, wie weitreichend die Handelskontakte der Wikinger waren. Geld und Silber aus aller Welt fanden ihren Weg bis in den hohen Norden.

Fazit

Von Nordamerika bis nach Skandinavien – die Funde zwischen 1960 und 1999 haben unser Bild der Wikinger revolutioniert. Wir wissen heute:


  • Sie waren nicht nur Plünderer, sondern auch Händler und Stadtgründer.

  • Ihre Schiffe reichten von kleinen Booten bis zu gigantischen Kriegsschiffen.

  • Und ihr Einfluss reichte von den Küsten Amerikas bis tief nach Asien.


Die Archäologie dieser Jahrzehnte legte das Fundament für die moderne Wikingerforschung – und öffnete die Tür zu weiteren Sensationen im 21. Jahrhundert.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Wikingerfunden 1960–1999

Welche Entdeckung war die wichtigste?

Jede der Entdeckungen hatte ihren eigenen Wert, doch L’Anse aux Meadows (1960) gilt als Meilenstein, da es den Beweis für die Wikinger in Nordamerika lieferte.

Wo kann man diese Funde heute sehen?

  • L’Anse aux Meadows ist heute UNESCO-Weltkulturerbe in Neufundland, Kanada.

  • Funde aus York sind im JORVIK Viking Centre zu bestaunen.

  • Roskilde 6 ist im Wikingerschiffsmuseum Roskilde ausgestellt.

  • Der Spillings-Schatz liegt im Gotlands Museum in Visby.

Warum sind Schiffsgräber so bedeutend?

Schiffe symbolisierten für die Wikinger Macht, Reisen und den Übergang ins Jenseits. In Gräbern spiegeln sie sowohl den gesellschaftlichen Status der Verstorbenen als auch den Glauben an ein „Weitersegeln“ ins nächste Leben.

Was sagt der Spillings-Schatz über die Wikinger aus?

Er zeigt, dass die Wikinger nicht isoliert lebten, sondern Teil eines weltweiten Handelsnetzwerks waren. Münzen aus dem Kalifat, Byzanz und Westeuropa belegen ihre enorme Reichweite.

Lust auf mehr spannende Entdeckungen? Lies unbedingt meine weiteren Artikel über die Geschichten der Nordmänner exklusiv auf meinem Blog. Teil zwei und drei dieser Mini-Serie folgen in den kommenden Tagen. Abonniere meinen Newsletter um sie nicht zu verpassen!



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