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15 Wikinger-Mythen, die du (wahrscheinlich) falsch über die Nordmänner glaubst

  • Autorenbild: Michael Praher
    Michael Praher
  • 21. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit
Gegenüberstellung zweier Wikingerwelten, die eine brennend, die andere in Ordnung

Inhaltsverzeichnis:

🔸 Fazit

🔸 FAQ

Einleitung: Zwischen Legende und Wahrheit

Wikinger – das Wort allein weckt Bilder von wilden Kriegern mit gehörnten Helmen, flammenden Dörfern und trinkfreudigen Seefahrern. Hollywood, Serien wie Vikings oder The Northman, aber auch viele Schulbücher haben unser Bild dieser faszinierenden Kultur über Jahrzehnte geprägt. Doch was davon ist historisch belegt – und was pure Fantasie?

In diesem Artikel räumen wir mit den 15 häufigsten Irrtümern über die Wikinger auf. Manche dieser Mythen sind tief in der Popkultur verwurzelt, andere stammen aus mittelalterlicher Propaganda oder wurden erst im 19. Jahrhundert erfunden. Also schnall dich an – du wirst die Nordmänner danach mit völlig neuen Augen sehen.

1. Wikinger trugen gehörnte Helme

Beginnen wir mit dem Klassiker: Nein, Wikinger trugen keine gehörnten Helme. Dieser Mythos stammt aus der Romantik des 19. Jahrhunderts, vor allem durch Wagners Operninszenierungen. Archäologische Funde zeigen einfache, funktionale Helme – meist aus Eisen, manchmal mit Nasenschutz. Hörner wären im Kampf unpraktisch und gefährlich gewesen. Der „gehörnte Wikinger“ ist ein Fantasiewesen – kein Krieger des Nordens.

2. Wikinger waren ungewaschene Barbaren

Im Gegenteil: Wikinger waren für ihre Körperpflege bekannt – sogar bei ihren Feinden. Englische Chronisten berichteten, dass skandinavische Männer sich regelmäßig wuschen, ihre Haare und Bärte pflegten und sogar Kämme, Pinzetten und Ohrenreiniger aus Knochen oder Metall nutzten. Der Samstag hieß bei ihnen sogar Laugardagur – „Badetag“. Sie waren sauberer als viele ihrer Zeitgenossen in Europa.

3. Wikinger waren ein Volk

„Die Wikinger“ waren kein einheitliches Volk – sondern eine Sammelbezeichnung für Skandinavier, die zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert auf Raubzüge oder Handelsreisen gingen. Der Begriff „Wikinger“ beschreibt also eher eine Tätigkeit als eine Ethnie. Nicht alle Nordmänner waren Wikinger – viele waren Bauern, Handwerker oder Fischer.

4. Wikinger trieben nur Krieg

Zwar sind Raubzüge ein Teil ihrer Geschichte – aber Wikinger waren auch Entdecker, Händler, Siedler und Diplomaten. Sie gründeten Städte wie Dublin, betrieben Fernhandel bis nach Byzanz, erkundeten den Atlantik und besuchten Bagdad. Der Großteil der nordischen Bevölkerung lebte vom Ackerbau und Fischfang – nicht vom Krieg.

5. Sie waren groß und blond

Viele waren tatsächlich hellhäutig, aber genetische Untersuchungen zeigen: Wikinger waren vielfältiger, als man lange dachte. Es gab auch braunäugige, dunkelhaarige oder Mischlinge mit keltischen, slawischen oder sogar südeuropäischen Vorfahren. Die Wikingerzeit war eine Ära intensiven Austauschs – und das spiegelte sich auch im Erscheinungsbild wider.

6. Wikinger opferten ständig Menschen

Menschenopfer kamen vor – aber sie waren selten und rituell. Berichte wie die des arabischen Reisenden Ibn Fadlan über Bestattungen mit Menschenopfern werden heute kritisch gelesen. Solche Praktiken waren nicht alltäglich, sondern Ausnahmen zu besonderen Anlässen – und längst nicht bei allen Stämmen üblich.

7. Frauen hatten keine Rechte

Im Gegenteil: Wikingerfrauen hatten für ihre Zeit ungewöhnlich viele Rechte. Sie konnten Land erben, geschäftlich tätig sein und sich sogar scheiden lassen. Schildmaiden – kämpfende Frauen – sind zwar umstritten, aber nicht völlig ausgeschlossen. Frauen spielten auch als Seherinnen (Völvur), Bäuerinnen oder Händlerinnen eine zentrale Rolle.

8. Wikinger waren schmutzig und ungepflegt

Ein gängiges Bild: langhaarige, bärtige Männer, dreckverschmiert und stinkend. Doch archäologische Funde sprechen eine andere Sprache. In vielen Gräbern fand man Kämme, Pinzetten, Rasiermesser und Ohrreiniger – teils kunstvoll gefertigt. Das lässt darauf schließen, dass Körperpflege ein wichtiger Teil des Alltags war. Die Wikinger achteten auf ihr Aussehen – vermutlich auch, um Eindruck bei Feinden und Freunden zu machen. Englische Chronisten beschwerten sich sogar darüber, dass Wikinger zu gut gepflegt seien und damit englischen Frauen den Kopf verdrehten.

9. Die Wikinger trugen Tierfelle und Hörnerhelme

Tierfelle trugen sie, ja – aber nicht ausschließlich. Viele Wikinger besaßen auch fein gewebte Kleidung aus Wolle und Leinen, manchmal sogar mit kunstvollen Stickereien. Farben wie Rot, Blau oder Gelb wurden mit Naturstoffen gefärbt. Der berühmte Hörnerhelm hingegen – ein Mythos, der auf Opernkostüme des 19. Jahrhunderts zurückgeht. In Wirklichkeit wären solche Helme im Kampf hinderlich und gefährlich gewesen. Echte Wikingerhelme waren schlicht, aus Eisen und mit Nasenschutz versehen – effizient, nicht dekorativ.

10. Wikinger waren Riesen – groß, muskulös, furchteinflößend

In der Vorstellung vieler sind Wikinger hünenhafte Kämpfer. Tatsächlich waren sie für ihre Zeit eher überdurchschnittlich groß – Männer im Schnitt etwa 1,73 m. Doch „riesig“ ist das nicht. Muskelkraft war zwar nötig, vor allem bei Ruderern oder im Kampf, doch viele Wikinger waren Bauern, Handwerker oder Händler. Die körperliche Erscheinung war variabel – wie in jeder Gesellschaft.

11. Sie waren ausschließlich Krieger

Die romantische Vorstellung vom dauernd plündernden Krieger greift zu kurz. Viele Wikinger lebten als Bauern, Fischer, Händler oder Handwerker. Raubzüge waren saisonale Ereignisse – vergleichbar mit einer gefährlichen, aber lukrativen Geschäftsreise. Wer zurückkam, bewirtschaftete meist weiterhin seinen Hof oder lebte im Verbund einer Sippe. Der Krieger war nur ein Aspekt ihrer Identität, kein ganzjähriger Beruf.

12. Wikinger-Gesellschaft war rückständig und brutal

Ja, sie führten Kriege und wendeten grausame Methoden an. Aber gleichzeitig besaßen sie ein komplexes Rechtssystem mit dem Thing als Volksversammlung, ein ausgeprägtes Ehrgefühl und soziale Strukturen, die auf Gegenseitigkeit und Verantwortung basierten. In vielen Belangen waren sie organisiert, pragmatisch und erstaunlich fortschrittlich. Die Vorstellung einer chaotischen, brutalen Horde stammt eher aus der Feder mittelalterlicher Mönche als aus historischen Fakten.

13. Die Wikinger waren ungebildet und konnten nicht schreiben

Viele stellen sich Wikinger als Analphabeten vor, doch das stimmt nur bedingt. Zwar gab es keine flächendeckende Schulbildung wie heute, doch das Runenalphabet (Futhark) war weit verbreitet. Runen ritzten die Menschen in Holz, Knochen, Metall oder Stein – und zwar nicht nur für religiöse Zwecke, sondern auch für Alltagsbotschaften, Besitzkennzeichnungen oder sogar humorvolle Sprüche. In Haithabu fanden Archäologen Runenstäbe mit persönlichen Nachrichten – fast wie Notizzettel.

14. Sie glaubten nur an Odin und Thor

Odin und Thor mögen die bekanntesten Götter der nordischen Mythologie sein, doch die religiöse Welt der Wikinger war weitaus vielfältiger. Neben den Asen gab es die Vanen, Schutzgeister (Disen, Landvättir), Hausgeister, Ahnenkulte und Naturwesen. Auch Magie (Seiðr), Weissagung und Rituale gehörten zur gelebten Spiritualität. Der Glaube war kein starres Dogma, sondern ein fluides System aus Geschichten, Bräuchen und persönlichen Erfahrungen.

15. Sie starben gerne im Kampf, um nach Walhall zu kommen

Die Idee, dass ein ehrenvoller Tod im Kampf automatisch zu Walhall führt und das höchste Ziel eines Wikingers war, ist eine stark vereinfachte Sichtweise – inspiriert von späteren Überlieferungen und modernen Mythen. Walhall war nur eine von mehreren möglichen Nachwelten. Freyjas Feld Fólkvangr war ebenso eine Option, und auch das Totenreich Hel stand nicht zwingend für Strafe. Die Glaubenswelt war vielschichtiger – und der Wunsch zu überleben oft stärker als der Ruhm im Tod.

Fazit: Mehr als nur Axt und Bart

Die Wikinger waren weit mehr als das brutale Kriegerklischee, das uns Serien und Legenden gerne zeigen. Sie waren geschickte Händler, fähige Handwerker, gläubige Menschen mit komplexem Weltbild und soziale Wesen mit eigenen Regeln, Werten und Zielen. Je tiefer man in ihre Welt eintaucht, desto faszinierender wird sie – und desto klarer wird: Vieles, was wir „wissen“, ist eher Fiktion als Fakt.

FAQ – Häufige Fragen über Wikinger-Mythen

Gab es wirklich Schildmaiden?

Die Existenz kämpfender Frauen ist archäologisch nicht eindeutig belegt, aber es gibt Hinweise, dass Frauen zumindest in Einzelfällen an Kämpfen beteiligt waren.

Warum sind so viele Wikinger-Mythen falsch?

Ein Großteil der Fehlinformationen stammt aus mittelalterlichen Quellen, Romantisierungen des 19. Jahrhunderts oder modernen Medien.

Wie kann ich mehr über die echte Wikingerkultur lernen?

Neben Museen und Archäologiebüchern lohnt sich der Blick in die nordischen Sagas – und natürlich fundierte Blogs wie meiner, die mit den Klischees aufräumen.

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