Die Mythologie von Lagertha – Die legendäre Schildmaid der Wikinger (Mit Video)
- Michael Praher
- 5. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr.

Die Geschichte der Wikinger ist voller beeindruckender Heldinnen, aber nur wenige sind so bekannt wie Lagertha. Sie ist eine der faszinierendsten Figuren der nordischen Sagenwelt – eine Kriegerin, die Mut, Stärke und Klugheit verkörpert. Lagertha ist nicht nur ein Symbol für die Stärke der Frauen in der Wikingerzeit, sondern auch ein Rätsel der Geschichte. Ihre Legende überschreitet die Grenze zwischen Mythos und Realität, was sie zu einer faszinierenden Figur macht. Saxo Grammaticus, der dänische Geschichtsschreiber, war der Erste, der ihre Taten festhielt und sie als eine Frau mit "männlichem Mut" beschrieb, die selbst die tapfersten Männer in den Schatten stellte. Doch ihre Geschichten sind nicht nur von heldenhaften Kämpfen geprägt, sondern auch von Liebe, Verrat und politischem Ehrgeiz. Lagertha verkörpert das Ideal der Schildmaid – einer Frau, die nicht nur an der Seite der Männer kämpfte, sondern auch selbst eine Führungsfigur war. Doch wer war Lagertha wirklich, und welche Geschichten ranken sich um sie? War sie eine reale Person, eine Verkörperung nordischer Ideale oder vielleicht beides?
Die Ursprünge Lagerthas – Geschichte oder Mythos?
Lagertha taucht erstmals in den Schriften des mittelalterlichen Chronisten Saxo Grammaticus auf. In seinem Werk Gesta Danorum, das die Geschichte Dänemarks erzählt, widmet er Lagertha einige Kapitel. Doch ihre Existenz ist umstritten – vieles deutet darauf hin, dass sie eher eine mythologische Figur als eine historische Persönlichkeit war. Ihre Geschichte könnte ebenso eine literarische Konstruktion sein, die die Ideale und Werte der nordischen Gesellschaft widerspiegelt.
Laut Saxo war Lagertha eine norwegische Schildmaid, eine Kriegerin, die in den Schlachten kämpfte. Ihre Legende beginnt mit einer Tragödie: Der legendäre Wikingerheld Ragnar Lodbrok griff die Herrschaft eines Mannes an, der viele Frauen, darunter Lagertha, gefangen genommen hatte. Diese Frauen wurden als Sklavinnen gehalten und missbraucht, was die Grundlage für Ragnars Feldzug legte. In dieser Krise offenbarte Lagertha ihren Mut. Sie stellte sich an die Seite Ragnars, kämpfte tapfer und half, den Feind zu besiegen. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld erlangten sofort Aufmerksamkeit und Respekt.
Saxo beschreibt sie als "eine Frau mit der Tapferkeit eines Mannes, die das Herz vieler durch ihre kriegerischen Taten beschämte." Diese Worte zeigen, dass Lagertha nicht nur als Kämpferin, sondern auch als Vorbild für Frauen ihrer Zeit gesehen wurde. Sie verkörpert Stärke, Unabhängigkeit und den Mut, sich gegen Unterdrückung zu stellen. Ihre Geschichte wurde später zu einer Inspirationsquelle, nicht nur für Frauen in der Wikingerzeit, sondern auch für die moderne Vorstellung der mächtigen, selbstbestimmten Frau.
Neben ihrem Mut wird Lagertha oft auch für ihre strategische Klugheit bewundert. Sie war nicht nur eine Kriegerin, sondern eine Anführerin, die wusste, wie man Männer und Frauen gleichermaßen inspiriert. Diese Eigenschaften machen sie zu einer der ikonischsten Figuren der Wikinger-Sagen, deren Einfluss weit über die nordische Kultur hinausreicht.
Die Beziehung zwischen Lagertha und Ragnar Lodbrok
Die Geschichten um Lagertha und Ragnar Lodbrok sind tief miteinander verwoben. Nach dem Kampf gegen den gemeinsamen Feind war Ragnar so beeindruckt von Lagerthas Mut und Schönheit, dass er um ihre Hand anhielt. Doch die Legenden besagen, dass Ragnar Lagertha nicht leicht gewann. Sie war nicht nur eine Kriegerin, sondern auch eine Frau mit Stolz und Eigenständigkeit, die ihren Wert bewiesen sehen wollte.
Laut Saxo machte sie es ihm schwer, sie zu heiraten, um sicherzustellen, dass er ihrer wirklich würdig war. In einer der Erzählungen ließ sie Ragnar gegen einen Bären und einen riesigen Hund kämpfen, die sie zu ihrem Schutz aufgestellt hatte. Ragnar überwand beide Tiere, was seine Stärke und Entschlossenheit bewiesen. Schließlich heirateten die beiden, und ihre Beziehung wurde zu einer der bekanntesten Liebesgeschichten in der nordischen Mythologie. Die beiden bekamen mindestens eine Tochter, deren Name in den Überlieferungen nicht eindeutig ist, und möglicherweise auch weitere Kinder. Ihre Verbindung schien auf gegenseitigem Respekt und Bewunderung zu beruhen, was sie in der Sagenwelt einzigartig machte.
Doch wie viele andere Legenden endete auch ihre Ehe nicht glücklich. Nach einigen Jahren begann Ragnar, sein Interesse an Lagertha zu verlieren, und wandte sich Aslaug zu, einer anderen starken, mythischen Frau, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Die Trennung zwischen Ragnar und Lagertha war unvermeidlich, und sie gingen schließlich getrennte Wege. Doch Lagerthas Geschichte endete nicht mit dem Bruch ihrer Ehe.
Nach der Trennung kehrte sie in ihre Heimat zurück und baute dort ihren Einfluss aus. Sie übernahm die Kontrolle über eine Armee und wurde eine mächtige Anführerin. In einer späteren Legende wird erzählt, dass Lagertha ihren zweiten Ehemann tötete, um allein über sein Reich zu herrschen. Ihre Taten nach der Trennung von Ragnar zeigten, dass sie nicht von ihm abhängig war, sondern ihre eigene Stärke und Macht behielt. Lagertha blieb ein Symbol für Unabhängigkeit und Durchsetzungsvermögen – eine Figur, die selbst nach Jahrhunderten in Erinnerung bleibt.
Lagertha als Anführerin und Kriegerin
Die Erzählungen über Lagertha zeigen, dass sie nicht nur eine tapfere Kämpferin, sondern auch eine geschickte und strategische Anführerin war. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit wurden immer wieder auf die Probe gestellt, und sie bewies stets, dass sie den Herausforderungen gewachsen war. In einer späteren Schlacht, als Ragnar selbst in großer Gefahr war, eilte Lagertha ihm mit ihren eigenen Truppen zu Hilfe. Ihr rechtzeitiges Eingreifen war entscheidend und wendete die Schlacht zugunsten von Ragnars Armee. Diese Tat unterstrich nicht nur ihren militärischen Scharfsinn, sondern auch ihre Fähigkeit, über persönliche Differenzen hinauszusehen und das größere Ziel zu verfolgen.
Doch Lagerthas Leben war nicht nur von Ruhm und Siegen geprägt, sondern auch von inneren und äußeren Konflikten. Nach ihrer Trennung von Ragnar kehrte sie nach Norwegen zurück, wo sie ihre eigene Machtbasis aufbaute und selbst zur Anführerin wurde. Sie zeigte, dass sie nicht nur im Kampf stark war, sondern auch politisches Geschick besaß. Der Legende nach war Lagertha so entschlossen, ihre Position zu sichern, dass sie später ihren eigenen Ehemann tötete, um die vollständige Kontrolle über seine Ländereien und die Herrschaft zu erlangen. Dieser drastische Schritt wird oft als Ausdruck ihres unbändigen Willens zur Unabhängigkeit und ihrer Fähigkeit, in einer von Männern dominierten Welt ihren Platz zu behaupten, interpretiert.
Lagertha wird in den Sagen nicht nur als Kämpferin, sondern als vielschichtige Figur dargestellt. Sie war eine Frau, die trotz persönlicher Verluste und widriger Umstände ihren eigenen Weg ging. Ihre Geschichte zeigt, wie sie die Grenzen dessen, was von Frauen in ihrer Zeit erwartet wurde, durchbrach und eine der beeindruckendsten und inspirierendsten Persönlichkeiten der nordischen Legenden wurde. Sie verkörpert Mut, Intelligenz und die Fähigkeit, selbst unter den schwierigsten Bedingungen eine führende Rolle einzunehmen.
Die symbolische Bedeutung Lagerthas
Ob Lagertha tatsächlich gelebt hat oder nicht, ist bis heute unklar. Doch ihre Geschichten haben eine starke symbolische Bedeutung. Sie verkörpert die Vorstellung der Schildmaid – eine Frau, die sich nicht in eine passive Rolle drängen lässt, sondern aktiv für ihre Ziele kämpft.
In der Wikingerzeit hatten Frauen tatsächlich mehr Rechte und Freiheiten als in vielen anderen mittelalterlichen Kulturen. Sie konnten Eigentum besitzen, sich scheiden lassen und in einigen Fällen auch kämpfen. Lagertha symbolisiert diese Stärke und Unabhängigkeit.
Ihre Mythologie wurde in der modernen Popkultur wieder aufgegriffen, besonders in der Serie Vikings, in der sie als zentrale Figur dargestellt wird. Hier wird sie als Mutter, Kriegerin und Anführerin gezeigt – ein moderner Blick auf eine uralte Legende.
Fazit: Lagertha – Eine unsterbliche Legende
Die Geschichten um Lagertha sind ein fesselndes Beispiel dafür, wie Mythologie und Geschichte ineinanderfließen. Ob sie tatsächlich gelebt hat oder nicht, spielt fast keine Rolle. Lagertha bleibt eine Figur, die für Stärke, Mut und Unabhängigkeit steht – ein Vorbild, das die Menschen über Jahrhunderte inspiriert hat.
Von den alten Sagen bis zur modernen Popkultur zeigt Lagertha, dass die Wikingerzeit nicht nur von Männern geprägt war. Sie war eine Ära, in der auch Frauen heldenhafte Taten vollbrachten und ihren Platz in den Legenden der Geschichte verdienten.
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