Berühmte Schildmaiden der Wikingerzeit (Mit Video)
- Michael Praher
- 31. März
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Aug.

Inhaltsverzeichnis: 🔸 Einleitung
🔸 Fazit
Einleitung
Die Vorstellung von furchtlosen Frauen, die Seite an Seite mit Männern in die Schlacht ziehen, fasziniert bis heute. In der nordischen Mythologie und in den Sagas der Wikingerzeit begegnen uns immer wieder sogenannte Schildmaiden – weibliche Kriegerinnen, die mit Mut, Stärke und List beeindrucken. Auch wenn Historiker darüber streiten, ob Schildmaiden historisch belegt sind oder eher mythologische Gestalten darstellen, liefern sowohl literarische Quellen als auch archäologische Funde Indizien dafür, dass Frauen in der Wikingerzeit mehr waren als nur Hausfrauen oder Mütter.
Besonders hervorzuheben sind die Geschichten von Lagertha, Freydís Eiríksdóttir und Hervör – drei legendären Frauenfiguren, deren Leben und Taten weit über die Grenzen ihrer Zeit hinaus Bedeutung erlangten.
Lagertha – Die Kriegerkönigin mit strategischem Verstand
Lagerthas Ursprung und Aufstieg
Die Geschichte Lagerthas stammt aus den Gesta Danorum des dänischen Chronisten Saxo Grammaticus. Sie wird dort als eine ebenso mutige wie kluge Frau beschrieben, die sich zur Zeit des legendären Wikingerkönigs Ragnar Lodbrok einen Namen machte. Ihr Weg zur Schildmaid begann, als der schwedische König Frø in Norwegen einfiel und adlige Frauen versklavte. Lagertha widersetzte sich diesem Schicksal und griff zu den Waffen.
Ihr Mut im Kampf brachte ihr nicht nur Ruhm ein, sondern auch die Aufmerksamkeit Ragnars, der sie zur Frau nehmen wollte. Doch Lagertha war keine gewöhnliche Ehefrau – sie prüfte Ragnar, indem sie ihn gegen einen Bären und einen Hund kämpfen ließ, bevor sie seine Hand annahm.
Ehe und politischer Einfluss
Aus der Ehe mit Ragnar gingen Kinder hervor, doch die Beziehung hielt nicht dauerhaft. Nach der Trennung zog sich Lagertha nicht zurück, sondern baute in Norwegen ihre eigene Machtbasis auf. Sie bewies ihre Führungsqualitäten, als sie mit 120 Schiffen zu Ragnars Unterstützung in die Schlacht segelte und ihm das Leben rettete.
Ihre spätere Tötung ihres zweiten Ehemannes, um selbst die Herrschaft zu übernehmen, zeigt ihre skrupellose Seite – sie war nicht nur eine Kriegerin, sondern eine geschickte Machtpolitikerin.
Lagerthas Vermächtnis
Lagertha verkörpert den Archetyp der unabhängigen Frau in einer patriarchalen Welt. Ob real oder erfunden – ihr Einfluss ist bis heute spürbar, insbesondere durch moderne Darstellungen, etwa in der Serie Vikings. Sie steht für Mut, Eigenständigkeit und weibliche Führungskraft.
Freydís Eiríksdóttir – Die skrupellose Entdeckerin
Tochter eines Entdeckers, Pionierin einer neuen Welt
Freydís war die Tochter des legendären Erik des Roten und Halbschwester von Leif Erikson, dem Entdecker Nordamerikas. Ihre Geschichte ist in den Vinland-Sagas überliefert – insbesondere in der Saga von den Grönländern und der Saga von Erik dem Roten. Darin wird sie als starke, aber auch kontroverse Figur dargestellt.
Freydís unternahm selbst eine Reise nach Vinland (dem heutigen Neufundland), mit dem Ziel, neue Siedlungen zu gründen. Anders als andere Entdecker suchte sie jedoch nicht nur nach Land, sondern auch nach Einfluss – und war bereit, dafür über Leichen zu gehen.
Die Kriegerin in der Wildnis
In einer berühmten Episode wird Freydís während eines Angriffs durch indigene Bewohner (Skrælinge) als schwanger und unbewaffnet beschrieben. Während die Männer flohen, griff sie zu einem Schwert, entblößte sich zur Abschreckung und schrie die Angreifer an – mit Erfolg. Der Vorfall zeigt ihre unerschütterliche Tapferkeit und ihren psychologischen Instinkt.
Intrigen und Verrat
Freydís’ dunkelste Taten erfolgten nach einem Streit mit anderen Siedlern. Sie veranlasste die Ermordung ihrer isländischen Partner Helgi und Finnbogi sowie ihrer gesamten Gefolgschaft – darunter auch wehrlose Frauen. Ihre eigene Mannschaft zwang sie zum Schweigen unter Androhung des Todes. Zurück in Grönland stellte sie sich als Heldin dar, doch ihr Ruf war fortan getrübt.
Zwischen Faszination und Abscheu
Freydís ist eine der ambivalentesten Figuren der Wikingerliteratur. Sie steht für den unbeugsamen Willen einer Frau in einer feindlichen Welt – aber auch für moralische Grenzüberschreitungen. Ihr Beispiel zeigt: Auch Frauen konnten in der Wikingerzeit Macht ausüben – durch Mut, Gewalt oder politische Intrigen.
Hervör – Die Schicksalskämpferin mit dem verfluchten Schwert
Eine Frau gegen das Schicksal
Hervör entstammt der Hervarar-Saga, einer altnordischen Heldensage, die von verfluchten Schwertern, Geistern und übernatürlichen Prüfungen erzählt. Sie war die Tochter des gefürchteten Berserkers Angantýr und erbte seinen unbändigen Kampfgeist. Bereits in jungen Jahren zeigte sich, dass Hervör nicht bereit war, ein gewöhnliches Frauenleben zu führen – sie wollte ein Krieger sein, wie ihr Vater.
Auf der Suche nach Tyrfing
Ihr größtes Abenteuer begann mit der Suche nach Tyrfing, dem verfluchten Schwert ihres Vaters. Die Waffe war von Zwergen geschmiedet und verflucht: Jedes Mal, wenn sie gezogen wurde, musste sie Blut vergießen. Doch anstatt sich von dieser Gefahr abschrecken zu lassen, machte sich Hervör auf zur Geisterinsel Samsø, wo ihr Vater und seine Brüder begraben waren.
Dort rief sie bei Nacht die Geister ihrer Vorfahren aus den Gräbern – ein Moment voller Furcht und Gänsehaut. Die Erscheinung ihres Vaters warnte sie eindringlich vor Tyrfings Fluch. Doch Hervör ließ sich nicht beirren und erhielt schließlich die Waffe – ein Symbol für ihren unbeugsamen Willen.
Kämpferin und Mutter
Nach Jahren des Herumziehens als Söldnerin ließ sich Hervör nieder, heiratete und wurde Mutter. Doch das Schicksal holte sie ein: Ihr Sohn Heidrek erbte Tyrfing – und ebenso das tragische Los, das mit dem Schwert verbunden war. Obwohl sie ihn mit Stärke und Weisheit erzog, brachte die Waffe ihm ebenso viel Leid wie Ruhm.
Mythos und Bedeutung
Hervörs Geschichte zeigt, wie eng in der nordischen Welt Schicksal, Blut und Ehre verwoben waren. Sie war nicht nur Kriegerin, sondern auch Mutter, Erbin eines Fluchs – und eine Figur, die sich nie unterordnete. In ihrer Figur kulminieren viele Aspekte der nordischen Mythologie: Unbeugsamkeit, Pflicht, Ruhm und tragische Konsequenzen.
Fazit – Die Stärke der Schildmaiden lebt weiter
Die Geschichten von Lagertha, Freydís und Hervör zeigen auf beeindruckende Weise, dass Frauen in der nordischen Welt nicht nur als stille Beobachterinnen galten. Sie kämpften, herrschten, entschieden – manchmal klug, manchmal grausam, aber stets entschlossen.
Obwohl die Existenz historischer Schildmaiden kontrovers diskutiert wird, belegen archäologische Funde wie das berühmte Kriegergrab von Birka, dass zumindest einige Frauen in der Wikingerzeit als Kämpferinnen gelebt haben könnten. Die Sagas erzählen uns davon, was in der damaligen Vorstellung möglich war – und was Frauen im Geiste der nordischen Kultur sein konnten: Kriegerinnen, Anführerinnen, Legenden.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Schildmaiden
Gab es wirklich Schildmaiden in der Wikingerzeit?
Die Existenz historischer Schildmaiden ist umstritten. Literarische Quellen wie die Sagas berichten davon, und Funde wie das Kriegergrab in Birka mit weiblichem Skelett und Waffen sprechen dafür. Doch endgültige Beweise fehlen bisher.
Warum wurden Schildmaiden oft in Sagas dargestellt?
Schildmaiden verkörpern Ideale wie Mut, Unabhängigkeit und Ehre – zentrale Werte der Wikingerzeit. In den Sagas stehen sie oft für außergewöhnliche Frauen, die sich über soziale Normen hinwegsetzen.
Welche Bedeutung hatte Tyrfing in Hervörs Geschichte?
Tyrfing war ein verfluchtes Schwert, das nur durch Blut besänftigt werden konnte. Hervörs Geschichte dreht sich um den Mut, sich diesem Fluch zu stellen und das Erbe ihres Vaters anzunehmen.
Ist Lagertha eine reale historische Figur?
Wahrscheinlich nicht. Lagertha ist nur aus den Gesta Danorum bekannt. Dennoch könnte ihre Figur auf echte Erinnerungen an kämpfende Frauen basieren – oder auf idealisierte Vorstellungen weiblicher Stärke.
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