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Berühmte Schildmaiden der Wikingerzeit (Mit Video)

  • Autorenbild: Michael Praher
    Michael Praher
  • 31. März
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Apr.


Kriegerische Schildmaid mit geflochtenem Haar, bemaltem Rundschild und Lederrüstung – steht kampfbereit in einer rauen Berglandschaft – Titeltext: 'Berühmte Schildmaiden' – Symbol für Wikingerkriegerinnen und nordische Legenden.

Schildmaiden sind legendäre Kriegerinnen der Wikingerzeit, die in Sagen und Überlieferungen erwähnt werden. Obwohl ihr historischer Status umstritten ist, gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass Frauen in Skandinavien nicht nur an Schlachten teilnahmen, sondern in einigen Fällen sogar Führungsrollen übernahmen. Drei der bekanntesten Schildmaiden sind Lagertha, Freydís und Hervör – ihre Geschichten sind geprägt von Mut, Kampfgeist und Entschlossenheit.


 

Lagertha – Die Kriegerkönigin

Lagertha ist eine der berühmtesten Schildmaiden der nordischen Mythologie und wird in den Gesta Danorum des dänischen Historikers Saxo Grammaticus erwähnt. Sie soll eine außergewöhnliche Kriegerin gewesen sein und spielte eine wichtige Rolle an der Seite des legendären Wikingers Ragnar Lodbrok. Ihre Geschichte ist eine Mischung aus Heldensaga, strategischem Geschick und politischer Macht.


Lagerthas Aufstieg zur Kriegerin

Lagertha lebte zur Zeit von Ragnar Lodbrok und soll zunächst eine einfache Frau gewesen sein. Als der schwedische König Frø Norwegen überfiel und Frauen des Adels als Konkubinen versklavte, widersetzte sich Lagertha und griff zur Waffe. Sie kämpfte mutig gegen die Unterdrücker und machte sich als Kriegerin einen Namen.

Doch Lagertha war nicht nur für ihren Kampfgeist bekannt, sondern auch für ihre Gerissenheit. In einer Welt, die von Männern dominiert wurde, erkämpfte sie sich Respekt durch ihr strategisches Geschick und ihre Entschlossenheit. Sie bewies, dass Frauen in der Wikingerzeit nicht nur als Mütter oder Hausfrauen existierten, sondern aktiv in Kriegen und politischen Entscheidungen mitwirken konnten.


Lagertha und Ragnar Lodbrok

Ragnar war von Lagerthas Kampfgeist beeindruckt und wollte sie heiraten. Doch bevor er ihre Hand gewinnen konnte, stellte Lagertha ihn auf die Probe. Laut der Gesta Danorum musste Ragnar einen gefährlichen Bären und einen wütenden Hund töten, die Lagertha zum Schutz ihres Hauses aufgestellt hatte. Erst nachdem er diese Herausforderung bestanden hatte, durfte er sie zur Frau nehmen.

Ihre Ehe brachte Kinder hervor, doch sie war nicht von Dauer. Trotz ihrer Liebe zu Ragnar trennten sich ihre Wege, da Ragnars Ambitionen ihn zu anderen politischen und persönlichen Bündnissen führten. Lagertha kehrte nach Norwegen zurück, baute sich dort eine eigene Machtbasis auf und wurde selbst eine bedeutende Herrscherin.


Lagertha als Anführerin und Herrscherin

Lagertha blieb nicht nur eine Kriegerin, sondern wurde auch eine einflussreiche Anführerin. Als Ragnar später in Schwierigkeiten geriet, eilte sie mit einer Flotte von 120 Schiffen zur Hilfe und rettete ihn aus einer kritischen Schlacht. Dies zeigte nicht nur ihre militärische Kompetenz, sondern auch ihre Loyalität gegenüber ihrem einstigen Ehemann.

Doch Lagertha wollte nicht nur im Schatten Ragnars stehen. Laut Überlieferungen tötete sie später ihren zweiten Ehemann und übernahm selbst die Herrschaft über Norwegen. Diese Tat zeigt, dass sie nicht nur eine mutige Kriegerin, sondern auch eine skrupellose Strategin war, die bereit war, alles für ihre Macht und Unabhängigkeit zu tun.


Das Erbe der Schildmaid Lagertha

Lagertha bleibt eine der bekanntesten Schildmaiden der nordischen Geschichte – ihre Geschichte ist ein Symbol für Mut, Selbstbestimmung und weibliche Stärke in einer von Männern dominierten Welt.

Obwohl unklar ist, ob sie eine historische Figur oder eine mythologische Gestalt war, inspirierte sie unzählige Darstellungen in Literatur, Kunst und Popkultur. Besonders durch die TV-Serie Vikings wurde ihre Legende einem breiten Publikum bekannt.

Ihr Vermächtnis zeigt, dass Frauen in der Wikingerzeit keineswegs nur am Herd standen, sondern als Kriegerinnen, Anführerinnen und Herrscherinnen ihren Platz in der Geschichte einnahmen.


 

Freydís Eiríksdóttir – Die Furchtlose Entdeckerin

Freydís Eiríksdóttir war die Tochter des berühmten Entdeckers Erik des Roten und die Halbschwester von Leif Erikson. Ihre Geschichte ist in den Vinland-Sagas überliefert, die von den Reisen der Wikinger nach Nordamerika berichten. Sie war eine außergewöhnliche Frau – mutig, entschlossen und bereit, für ihre Ziele über Leichen zu gehen. Ihre Taten machen sie zu einer der umstrittensten Figuren der Wikingerzeit.


Freydís' Reise nach Vinland

Freydís begleitete eine Expedition nach Vinland (dem heutigen Nordamerika), um neue Siedlungen zu errichten und das Land zu erkunden. Doch im Gegensatz zu anderen Wikingerführern, die vor allem Handel und Entdeckungen anstrebten, war Freydís von Macht und Reichtum getrieben.


Sie reiste mit einer Gruppe von Siedlern, darunter zwei isländische Brüder, Helgi und Finnbogi, mit denen sie eine Vereinbarung traf: Sie wollten gemeinsam das Land erkunden und die Erträge der Siedlung aufteilen. Doch diese Allianz war von Anfang an instabil, da Freydís mit Hinterlist und Härte ihre eigenen Interessen verfolgte.


Die Kriegerin mit dem Schwert

In einer der bekanntesten Episoden der Vinland-Sagas wurden die Wikinger von einer großen Gruppe einheimischer Skrælinge (den Ureinwohnern Nordamerikas) angegriffen. Während viele Männer panisch flohen, blieb Freydís standhaft.

Schwanger und nur mit einem Schwert bewaffnet, stellte sie sich furchtlos den Angreifern entgegen. In einem beeindruckenden Akt der Einschüchterung riss sie ihre Kleider auf, schlug mit bloßen Händen auf ihre Brust und schrie den Feinden entgegen. Die Skrælinge sollen daraufhin voller Furcht die Flucht ergriffen haben. Diese Szene zeigt, dass Freydís nicht nur Mut, sondern auch eine tiefe Kenntnis psychologischer Kriegsführung besaß.


Freydís' dunkle Seite

Doch Freydís war nicht nur eine mutige Kriegerin – sie hatte auch eine grausame und skrupellose Seite. Ihre Gier nach Macht führte dazu, dass sie gegen ihre eigenen Leute vorging.


Nachdem sich die Spannungen zwischen ihr und den Brüdern Helgi und Finnbogi verschärft hatten, beschloss sie, sie zu beseitigen. Sie überredete ihren Ehemann und ihre Gefolgsleute, die Männer der anderen Gruppe im Schlaf zu ermorden. Doch als diese sich weigerten, die Frauen der feindlichen Gruppe zu töten, griff Freydís selbst zur Waffe und erschlug sie mit einer Axt. Um ihre Taten zu verbergen, drohte sie ihren eigenen Leuten mit dem Tod, falls sie darüber sprechen würden. Als sie nach Grönland zurückkehrte, log sie über die Ereignisse in Vinland und stellte sich selbst als Heldin dar.


Heldin oder Tyrannin?

Freydís' Geschichte bleibt zwiespältig. War sie eine mutige Pionierin, die sich in einer rauen Welt durchsetzen musste? Oder war sie eine skrupellose Mörderin, die für ihren eigenen Vorteil über Leichen ging?

Während sie für ihre Entschlossenheit und ihren Mut bewundert wird, zeigen ihre Taten auch eine erschreckende Rücksichtslosigkeit. Ihre Geschichte ist ein Beweis dafür, dass in der Wikingerzeit nicht nur Männer große Taten vollbrachten – sondern dass auch Frauen sich mit Gewalt, Macht und politischem Kalkül ihren Platz in der Geschichte sicherten.


 

Hervör – Die Schicksalskämpferin

Hervör ist eine legendäre Schildmaid aus der Hervarar-Saga, einer altnordischen Saga, die von Helden, Drachen und verfluchten Schwertern erzählt. Ihre Geschichte ist voller übernatürlicher Elemente und zeigt eine Frau, die sich über alle Konventionen hinwegsetzte. Als Kriegerin mit unerschütterlichem Willen und einem Schicksal, das untrennbar mit dem magischen Schwert Tyrfing verbunden ist, ist sie eine der faszinierendsten Frauenfiguren der nordischen Mythologie.


Die Tochter eines Kriegers

Hervör wurde als Tochter des Berserkers Angantýr geboren, der im Kampf gefallen war. Schon in ihrer Kindheit zeigte sie außergewöhnliche kriegerische Fähigkeiten und ein unbändiges Verlangen, ein echter Krieger zu sein – trotz der gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen.


Sie passte nicht in das Bild einer „typischen“ Frau ihrer Zeit: Statt sich mit weiblichen Pflichten zufriedenzugeben, verließ sie ihr Zuhause, um als Kriegerin durch die Lande zu ziehen. Sie kleidete sich wie ein Mann, lernte den Umgang mit Waffen und lebte das Leben eines Söldners, immer auf der Suche nach Ruhm und Herausforderung.


Die Suche nach Tyrfing

Hervörs berühmteste Geschichte handelt von ihrer Suche nach dem verfluchten Schwert Tyrfing, das einst ihrem Vater gehört hatte. Tyrfing war kein gewöhnliches Schwert – es war von Zwergen geschmiedet und trug einen mächtigen Fluch: Jedes Mal, wenn es gezogen wurde, musste es Blut vergießen.


Entschlossen, ihr Erbe zurückzufordern, reiste Hervör allein zur Insel Samsø, wo ihr Vater und seine Brüder begraben waren. In einer düsteren, gespenstischen Szene stand sie mutig vor den Grabhügeln und rief laut nach Angantýr.

Die Geister der toten Krieger erschienen ihr und warnten sie eindringlich vor dem Fluch des Schwertes. Doch Hervör ließ sich nicht abschrecken. Ihre Furchtlosigkeit und Entschlossenheit beeindruckten den Geist ihres Vaters so sehr, dass er ihr schließlich Tyrfing übergab.


Mit dem verfluchten Schwert in der Hand verließ Hervör die Insel und setzte ihre Reise als Kriegerin fort – nun mächtiger als je zuvor, doch auch mit einem dunklen Erbe beladen.


Kämpferin und Mutter

Nach vielen Jahren als Schildmaid ließ sich Hervör schließlich nieder und bekam einen Sohn, Heidrek. Doch auch in ihrem neuen Leben als Mutter verlor sie nicht ihren Kampfgeist.

Ihr Sohn wuchs mit der Last des Tyrfing-Fluchs auf, und obwohl Hervör ihn mit Weisheit und Stärke erzog, sollte sein Schicksal letztlich ebenso blutig sein wie das seiner Vorfahren. Heidrek wurde ein mächtiger Krieger und König, doch das verfluchte Schwert brachte ihm ebenso viel Leid wie Ruhm.


Hervörs Geschichte zeigt, dass Schildmaiden nicht nur Kriegerinnen, sondern auch Mütter und Hüterinnen eines Erbes sein konnten. Ihr Vermächtnis lebte in ihren Nachkommen weiter, und ihr Name wurde in den Sagas für Generationen bewahrt.

Ob als furchtlose Kriegerin, Sucherin nach ihrem Schicksal oder Mutter eines mächtigen Herrschers – Hervörs Geschichte ist ein Beweis für die Stärke, den Mut und die Entschlossenheit der nordischen Schildmaiden.


 

Fazit

Obwohl die Existenz von Schildmaiden in der Realität umstritten ist, gibt es archäologische Hinweise darauf, dass Frauen in Skandinavien durchaus gekämpft haben könnten. Die Funde von weiblichen Kriegergräbern – wie das berühmte Grab in Birka – deuten darauf hin, dass einige Frauen tatsächlich Waffen trugen und möglicherweise in Schlachten kämpften.



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