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Die Wikingerschiffe – Meisterwerke der Seefahrt (Mit Video)

  • Autorenbild: Michael Praher
    Michael Praher
  • 5. Apr.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Apr.


Ein Mächtiges Wikingerschiff Segelt Über Das Meer.

Die Wikinger waren nicht nur gefürchtete Krieger und geschickte Händler, sondern auch herausragende Schiffsbauer und Seefahrer. Ihre Schiffe waren das Herzstück ihrer Kultur und ermöglichten es ihnen, neue Länder zu entdecken, Blitzangriffe auszuführen und weitreichende Handelsrouten zu etablieren. Ohne ihre hochentwickelten Schiffe wäre die Wikingerzeit kaum denkbar gewesen.


 

Die Bedeutung der Wikingerschiffe

Die Wikingerschiffe waren weit mehr als einfache Transportmittel. Sie symbolisierten Macht, Reichtum und technische Raffinesse und spielten eine zentrale Rolle in der Expansion und im Erfolg der Wikingerkultur. Ihre fortschrittliche Bauweise erlaubte es den Wikingern, mit beeindruckender Geschwindigkeit über die Meere zu segeln und ebenso mühelos Flüsse zu befahren. Dank ihrer Vielseitigkeit konnten sie sowohl für Kriegszüge als auch für Handel und Entdeckungsreisen genutzt werden.


Der geringe Tiefgang der Schiffe machte es möglich, an fast jedem Ufer anzulanden – eine entscheidende Fähigkeit für schnelle Raubzüge oder überraschende Angriffe. Wikinger konnten tief ins Landesinnere vordringen, indem sie Flüsse wie die Seine, die Themse oder die Wolga befuhren. Diese Flexibilität gab ihnen einen strategischen Vorteil gegenüber vielen ihrer Feinde, die sich hauptsächlich auf Landverteidigung konzentrierten und keine vergleichbaren Schiffe besaßen.


Neben ihrer militärischen Bedeutung waren Wikingerschiffe auch ein Symbol für Status und Gemeinschaft. Die größten und prächtigsten Schiffe gehörten Königen oder Jarl-Fürsten und wurden oft mit kunstvollen Schnitzereien und Drachenköpfen am Bug verziert. Sie dienten nicht nur als Kriegs- und Handelsschiffe, sondern auch als letzte Ruhestätte für bedeutende Persönlichkeiten. In einigen Wikingergräbern wurden vollständige Schiffe mit wertvollen Beigaben gefunden, was zeigt, welche hohe spirituelle Bedeutung sie hatten.


Die Seetüchtigkeit und Widerstandsfähigkeit dieser Schiffe waren legendär. Sie konnten auch in rauer See bestehen und lange Strecken ohne Zwischenstopps zurücklegen. Dies ermöglichte es den Wikingern, weit entfernte Gebiete wie Island, Grönland und sogar Nordamerika zu erreichen – Jahrhunderte vor anderen europäischen Seefahrern. Ihr maritimes Wissen und ihre fortschrittliche Schiffstechnologie trugen entscheidend dazu bei, dass sie eine der gefürchtetsten und gleichzeitig beeindruckendsten Seefahrernationen des Mittelalters wurden.


 

Die verschiedenen Schiffstypen

Die Wikinger entwickelten verschiedene Schiffstypen, die jeweils für unterschiedliche Zwecke optimiert waren. Das bekannteste Wikingerschiff war das Langschiff, auch als Drakkar bekannt. Es war lang, schmal und so konstruiert, dass es mit hoher Geschwindigkeit durch das Wasser schneiden konnte. Diese Kriegsschiffe waren auf Wendigkeit ausgelegt und konnten sowohl gerudert als auch gesegelt werden. Durch ihre schlanke Bauweise eigneten sie sich perfekt für Überraschungsangriffe und schnelle Rückzüge. Die kunstvollen Drachenköpfe am Bug sollten Feinde einschüchtern und böse Geister fernhalten. Langschiffe boten Platz für zahlreiche Krieger, die sich entlang der Bordwände auf Sitzbänken verteilten und bereit waren, jederzeit zuzuschlagen.


Während Langschiffe vorrangig für militärische Zwecke genutzt wurden, spielte das Knorr eine entscheidende Rolle im Handel. Es war breiter und robuster gebaut, was es ideal für den Transport großer Warenmengen machte. Dank seines stabilen Rumpfes konnte es raue Seebedingungen besser überstehen als die leichteren Kriegsschiffe. Diese Handelsschiffe ermöglichten es den Wikingern, weitreichende Handelsnetzwerke aufzubauen, die von Skandinavien bis nach Byzanz, Nordafrika und sogar nach Nordamerika reichten. Das Knorr wurde nicht nur für den Warenaustausch genutzt, sondern auch für die Kolonisierung neuer Gebiete, da es in der Lage war, Vieh, Vorräte und Siedler zu transportieren.


Neben diesen beiden Haupttypen gab es auch kleinere Schiffe wie das Karve. Es ähnelte in seiner Bauweise dem Langschiff, war jedoch kürzer und leichter. Aufgrund seiner Vielseitigkeit wurde es für verschiedene Zwecke eingesetzt – von Erkundungsfahrten bis hin zum lokalen Handel oder der Fischerei. Besonders für Siedler, die sich in neuen Gebieten wie Island oder Grönland niederlassen wollten, war das Karve von unschätzbarem Wert. Seine Flexibilität und Seetüchtigkeit machten es zu einem unverzichtbaren Begleiter auf den Entdeckungsreisen der Wikinger.


Jeder dieser Schiffstypen war ein Meisterwerk nordischer Handwerkskunst und trug entscheidend zur Expansion der Wikinger bei. Ob als Kriegsmaschine, Handelsgefährt oder Siedlerschiff – die Wikingerschiffe ermöglichten es ihren Besitzern, ferne Küsten zu erreichen, neue Länder zu besiedeln und die Welt des Mittelalters nachhaltig zu prägen.


 

Die Bauweise der Wikingerschiffe

Die Wikinger nutzten eine fortschrittliche Schiffbautechnik, die als Klinkerbauweise bekannt ist. Dabei wurden die Planken des Schiffsrumpfes überlappend angeordnet und mit eisernen Nieten oder Holzdübeln verbunden. Diese Technik verlieh den Schiffen eine außergewöhnliche Flexibilität, da sich der Rumpf den Wellenbewegungen anpassen konnte, anstatt starr gegen sie zu arbeiten. Dadurch waren die Wikingerschiffe nicht nur seetüchtiger als viele ihrer zeitgenössischen Gegenstücke, sondern auch schneller und wendiger.


Als Baumaterial wurde bevorzugt Eichenholz verwendet, das für seine Härte und Langlebigkeit bekannt war. Es gab den Schiffen die nötige Stabilität, um sowohl auf offenen Meeren als auch auf Flüssen zu navigieren. Andere Holzarten wie Kiefer oder Esche wurden ebenfalls verwendet, insbesondere für Masten, Ruder und kleinere Bauteile. Die Planken wurden sorgfältig behauen, über Feuer gebogen und dann mit Pech oder Tierhaaren abgedichtet, um das Schiff wasserdicht zu machen.


Der Bau eines großen Wikingerschiffes konnte ein Jahr oder länger dauern und erforderte das Geschick erfahrener Bootsbauer."Skipasmiðir". Diese spezialisierten Handwerker arbeiteten mit traditionellen Werkzeugen wie Äxten, Beilen und Schabmessern, um das Holz in die richtige Form zu bringen. Oft wurde ein Schiff direkt in der Nähe eines Waldes gebaut, damit das benötigte Material vor Ort verfügbar war.


Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Wikingerschiffe war ihr flacher Kiel, der ihnen ermöglichte, in seichten Gewässern zu fahren und nahezu überall an Land zu gehen. Dies machte die Schiffe perfekt für schnelle Überfälle und erleichterte die Navigation auf Flüssen, was besonders für Handelsreisen ins Landesinnere von Europa oder entlang der russischen Wasserwege von großer Bedeutung war.


Neben ihrer praktischen Funktion spielten Wikingerschiffe auch eine wichtige kulturelle Rolle. Besonders prächtig verzierte Schiffe wurden für reiche Anführer oder Könige gebaut und oft mit kunstvollen Schnitzereien verziert, die Drachen, Schlangen oder andere mythische Wesen darstellten. Diese Verzierungen dienten nicht nur dekorativen Zwecken, sondern sollten auch Feinde einschüchtern und böse Geister fernhalten.


Die Kombination aus innovativer Bauweise, hochwertigen Materialien und meisterhafter Handwerkskunst machte die Wikingerschiffe zu den fortschrittlichsten Schiffen ihrer Zeit. Sie ermöglichten es den Nordmännern, ferne Länder zu erkunden, neue Handelsrouten zu erschließen und ihre gefürchteten Raubzüge durchzuführen, die die Geschichte des Mittelalters nachhaltig prägten.


 

Die Seefahrtskunst der Wikinger

Die Wikinger waren nicht nur geschickte Schiffsbauer, sondern auch außergewöhnliche Seefahrer. Trotz fehlender moderner Navigationsinstrumente fanden sie mit beeindruckender Präzision ihren Weg über die offenen Meere und durch gefährliche Gewässer. Ihr Wissen über die Natur, kombiniert mit ausgeklügelten Hilfsmitteln, machte sie zu den führenden Seefahrern ihrer Zeit.


Eines ihrer wichtigsten Werkzeuge war die Beobachtung des Sonnenstandes. Durch die Position der Sonne konnten sie ihre Himmelsrichtung bestimmen, selbst wenn kein festes Land in Sicht war. Zusätzlich nutzten sie primitive Sonnenkompasse, flache Holzscheiben mit Markierungen, die ihnen halfen, die Tageszeit und die Richtung zu bestimmen. An bewölkten Tagen griffen sie vermutlich auf sogenannte Sonnensteine zurück – spezielle Kristalle wie Cordierit oder Kalzit, die das Sonnenlicht brechen und so die Position der verborgenen Sonne sichtbar machen konnten.


Neben astronomischen Methoden stützten sich die Wikinger auf natürliche Phänomene, um ihre Route zu bestimmen. Sie achteten auf Wellenmuster, da bestimmte Strömungen und Wellenbewegungen ihnen Hinweise auf nahegelegene Küsten oder Inseln gaben. Wolkenformationen spielten ebenfalls eine wichtige Rolle, da bestimmte Wolkenarten oft über Landmassen entstehen. Auch das Verhalten von Vögeln war für sie ein wertvoller Indikator – Seevögel wie Möwen oder Papageitaucher entfernen sich selten weit von der Küste, sodass ihr Erscheinen auf hoher See ein Zeichen für nahegelegenes Land sein konnte.


Die Wikinger kannten zudem gut dokumentierte Routen, die sie durch Erfahrungsberichte und mündliche Überlieferungen weitergaben. Erfahrene Navigatoren,"Stýrimaðr", konnten anhand von Landmarken wie Bergen, Küstenlinien und sogar bestimmten Felsformationen ihren Kurs halten. Diese Kenntnisse ermöglichten es den Nordmännern, riesige Entfernungen zurückzulegen, ohne sich zu verirren.


Durch ihr ausgeprägtes Gespür für die Natur und ihre innovativen Navigationsmethoden erreichten die Wikinger nicht nur weit entfernte Ziele wie Island und Grönland, sondern segelten um das Jahr 1000 n. Chr. sogar nach Nordamerika – fast 500 Jahre vor Christoph Kolumbus. Ihr Mut und ihre Fähigkeiten auf See machten sie zu den unangefochtenen Herren des Nordatlantiks und führten dazu, dass ihr Einfluss weit über die Grenzen Skandinaviens hinausreichte.


 

Das Erbe der Wikingerschiffe

Die Wikingerschiffe waren ein technologisches Meisterwerk und ihrer Zeit weit voraus. Ihr innovatives Design beeinflusste die spätere Schifffahrt erheblich, insbesondere den Bau von Segelschiffen im Mittelalter. Die Kombination aus Geschwindigkeit, Stabilität und Wendigkeit machte sie zu einem der erfolgreichsten Schiffstypen der Geschichte. Ihre Bauweise inspirierte nicht nur spätere europäische Schiffsdesigner, sondern zeigte auch, wie weit fortgeschritten die nordische Seefahrtskunst bereits war.


Heute sind originale Wikingerschiffe und ihre Nachbildungen in renommierten Museen wie dem Wikingerschiffsmuseum in Oslo oder Roskilde zu bewundern. Diese Funde haben unser Verständnis der nordischen Seefahrt revolutioniert und verdeutlicht, wie ausgeklügelt die Bauweise der Wikinger war. Zahlreiche archäologische Entdeckungen, wie das berühmte Oseberg-Schiff oder das Gokstad-Schiff, haben uns einen detaillierten Einblick in ihre Handwerkskunst und Lebensweise gegeben.


Das Erbe der Wikingerschiffe lebt nicht nur in Museen und Rekonstruktionen weiter, sondern auch in der Kultur Skandinaviens. Ihre ikonische Silhouette ziert Fahnen, Wappen und Kunstwerke, und ihr Einfluss reicht bis in die Popkultur, wo sie in Filmen, Serien und Spielen immer wieder eine zentrale Rolle spielen.




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