Keltische Feste (Beltane, Samhain, Imbolc, Lughnasadh): Ursprung und heutige Bedeutung
- Michael Praher

- 10. Nov.
- 5 Min. Lesezeit

Inhaltsverzeichnis:
Die Kelten lebten im Einklang mit der Natur und ihren Zyklen. Ihr Kalender richtete sich nicht nach Kalenderblättern, sondern nach Sonne, Mond, Saat und Ernte. Das Jahr war für sie ein ewiger Kreislauf von Geburt, Wachstum, Tod und Wiedergeburt – und genau diesen Rhythmus feierten sie mit ihren vier großen Jahreskreisfesten: Imbolc, Beltane, Lughnasadh und Samhain. Diese Feste verbanden nicht nur die Menschen miteinander, sondern auch die Welt der Lebenden mit der der Götter und Geister. Jedes Fest hatte seine eigene Atmosphäre, seine eigenen Rituale und tiefe symbolische Bedeutung. Auch heute noch leben sie in moderner Spiritualität, in Folklore und in vielen Bräuchen weiter – oft, ohne dass wir es merken.
Der Zyklus des Lebens – Die Bedeutung der Jahreskreisfeste
Die Kelten sahen das Jahr als einen Kreis, der sich beständig erneuert. Jedes Fest markierte einen Wendepunkt im Leben von Mensch und Natur. Imbolc kündigte den Frühling an, Beltane den Beginn des Sommers. Lughnasadh feierte die Ernte, und Samhain markierte das Ende des alten Jahres – und den Beginn des neuen. Diese Übergänge waren heilig, denn in den Augen der Kelten öffneten sich zu diesen Zeiten die Grenzen zwischen den Welten.
Imbolc – Das Erwachen des Lichts
Ursprung und Bedeutung
Imbolc wurde Anfang Februar gefeiert, wenn der Winter allmählich seine Kraft verlor. Es war das Fest der Göttin Brigid, der Hüterin des Feuers, der Poesie und der Heilkunst. Das Wort Imbolc bedeutet vermutlich „im Bauch“, ein Hinweis auf die trächtigen Schafe und das neue Leben, das bald geboren werden sollte.
Rituale und Symbolik
Zu Imbolc wurden Lichter entzündet, Quellen gereinigt und Brigid-Kreuze aus Stroh geflochten. Die Menschen baten um Reinheit, Inspiration und Schutz für das kommende Jahr. Es war eine Zeit der Hoffnung, des Neubeginns und der geistigen Reinigung. Noch heute lebt dieser Geist im christlichen Fest Mariä Lichtmess weiter – ein Beispiel dafür, wie sich alte keltische Bräuche in der neuen Religion fortsetzten.
Beltane – Das Feuer des Lebens
Ursprung und Bedeutung
Beltane, gefeiert in der Nacht auf den 1. Mai, war eines der wichtigsten Feste der Kelten. Es markierte den Beginn des Sommers – die Zeit von Fruchtbarkeit, Wachstum und Liebe. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom „hellen Feuer“ (Bel-teine) ab, das dem Gott Belenus geweiht war.
Rituale und Bräuche
Überall loderten große Feuer, zwischen denen Mensch und Vieh hindurchgeführt wurden, um sie zu segnen und vor Krankheit zu schützen. Paare sprangen Hand in Hand über die Flammen – ein Symbol für Leidenschaft und Fruchtbarkeit. Beltane war ein Fest der Lebensfreude. Es feierte die Vereinigung von Himmel und Erde, von Göttin und Gott, von Mensch und Natur.
Noch heute spiegeln sich seine Spuren im Maibaum, im Tanz in den Mai und in Frühlingsritualen in ganz Europa wider.
Lughnasadh – Das Fest der Ernte und des Gedenkens
Ursprung und Bedeutung
Lughnasadh (gesprochen Luu-nassa) wurde Anfang August gefeiert und gilt als das erste große Erntefest im keltischen Jahr. Der Name leitet sich von Lugh, dem keltischen Lichtgott, ab – einem Gott der Künste, des Handwerks und des Kampfes. Doch das Fest war nicht ihm selbst gewidmet, sondern seiner Pflegemutter Tailtiu, die der Sage nach bei der Rodung der Felder starb, damit die Menschen Nahrung anbauen konnten. Lughnasadh war daher nicht nur ein Ernte-, sondern auch ein Gedenkfest – ein Dank an das Opfer, das Leben ermöglichte.
Rituale und Bräuche
Zur Feier wurden die ersten Garben geschnitten, Brote gebacken und Wettkämpfe veranstaltet. Diese Spiele, bekannt als Tailteann Games, erinnerten an die mythologischen Ursprünge des Festes. Auch Märkte, Feste und Handwerksaustellungen gehörten dazu – ein Sinnbild für Wohlstand und Gemeinschaft. Viele dieser Traditionen überlebten in christlicher Form im Fest Lammas (Loaf Mass) – dem „Laibfest“, bei dem ebenfalls das erste Brot des Jahres geweiht wurde.
Lughnasadh war eine Zeit, um die Früchte der Arbeit zu ehren, aber auch um Abschied zu nehmen – denn mit der Ernte begann langsam der Weg in die dunklere Jahreszeit.
Samhain – Das Tor zwischen den Welten
Ursprung und Bedeutung
Samhain, gefeiert in der Nacht auf den 1. November, markierte das Ende des alten Jahres und den Beginn des neuen. Es war das mächtigste und zugleich geheimnisvollste aller keltischen Feste. Die Ernte war eingebracht, das Vieh in den Ställen – und die Menschen wussten, dass die kalte, dunkle Zeit des Winters bevorstand. Samhain war aber auch die Nacht der Geister: Die Kelten glaubten, dass an diesem Übergang der Schleier zwischen den Welten dünn wurde und die Ahnen die Lebenden besuchen konnten.
Rituale und Symbolik
Um diese Seelen zu ehren – und sich vor böswilligen Geistern zu schützen – entzündeten die Menschen Feuer, stellten Opfergaben bereit und erzählten Geschichten von den Toten. Samhain war kein trauriges Fest, sondern eines der Erinnerung und Erneuerung. Das alte Jahr starb, damit ein neues beginnen konnte.
Viele Bräuche dieses Festes überlebten – wenn auch in anderer Form – im modernen Halloween. Von den geschnitzten Rüben (später Kürbissen) bis zu den Kostümen, die ursprünglich dazu dienten, Geister zu verwirren, lebt der Geist Samhains bis heute fort.
Der Wandel der Feste – Von der Antike bis zur Gegenwart
Die Christianisierung Europas überlagerte viele alte Bräuche, doch sie konnte ihre Essenz nicht auslöschen. Imbolc wurde zu Lichtmess, Beltane zum Maifest, Lughnasadh zu Lammas und Samhain zu Allerheiligen – eine erstaunliche Transformation, die zeigt, wie tief die keltische Spiritualität in der europäischen Kultur verwurzelt blieb.
Heute erleben diese alten Feste eine Renaissance – in heidnischen Traditionen, Naturreligionen und selbst im modernen Bewusstsein um Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil eines größeren Kreislaufs sind – von Licht und Dunkel, Werden und Vergehen.
Fazit – Der ewige Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt
Die keltischen Feste – Imbolc, Beltane, Lughnasadh und Samhain – sind mehr als nur saisonale Feiern. Sie sind Ausdruck eines Weltbildes, das den Menschen im Rhythmus der Natur verankert.In ihnen spiegeln sich Licht und Dunkel, Geburt und Tod, Arbeit und Ernte, aber auch Gemeinschaft, Spiritualität und die tiefe Ehrfurcht vor den Kräften der Erde.
Was einst auf Hügeln, an heiligen Quellen oder um große Feuer gefeiert wurde, lebt heute in neuen Formen weiter – in modernen Ritualen, in Festen wie Halloween oder Beltane-Feiern der Neuheiden, und in einer wachsenden Sehnsucht nach Verbindung mit der Natur. Die alten Kelten hätten verstanden, dass der Kreislauf niemals endet – nur die Formen ändern sich.
FAQ – Häufige Fragen zu den keltischen Festen
Wann feierten die Kelten ihre Jahresfeste?
Die vier Hauptfeste – Imbolc, Beltane, Lughnasadh und Samhain – teilten das Jahr in vier große Abschnitte. Sie richteten sich nach dem landwirtschaftlichen Zyklus und den natürlichen Wendepunkten.
Haben sich keltische Feste im Christentum erhalten?
Ja. Viele kirchliche Feiertage wie Lichtmess, Allerheiligen oder das Maifest übernahmen Elemente der keltischen Bräuche, um den Übergang zur neuen Religion zu erleichtern.
Feiern moderne Heiden oder Druiden diese Feste noch?
Absolut. In neopaganen Bewegungen, im Wicca-Kult oder in druidischen Gemeinschaften sind diese Feste zentraler Bestandteil spiritueller Praxis – meist verbunden mit Meditation, Naturritualen und Feuern.
Welches keltische Fest gilt als Ursprung von Halloween?
Das ist Samhain. In dieser Nacht wurden die Geister der Toten geehrt – eine Tradition, die sich über Jahrhunderte zu Halloween entwickelte.
Wenn dich die keltischen Feste faszinieren, lies weiter auf meinem Blog über die Mythologie, Rituale und Götter der Kelten – oder entdecke, wie sich ihre Bräuche mit nordischen Traditionen vermischen.
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