Wikinger-Begräbnisse und der Weg nach Walhall
- Michael Praher

- 4. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug.

Inhaltsverzeichnis:
Einleitung - Wikinger-Begräbnisse
Wenn wir heute an die Bestattung der Wikinger denken, haben viele sofort Bilder von brennenden Langschiffen auf offener See im Kopf – mit Kriegern, die in einer Flammenpracht zu den Göttern segeln. Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Vorstellung? Und was glaubten die Wikinger tatsächlich über das Leben nach dem Tod?
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die faszinierenden Bestattungsrituale der Nordmänner, auf ihre Vorstellungen von Walhall und Helheim – und darauf, wie stark Religion und gesellschaftlicher Status diese Rituale beeinflussten. Wikinger-Begräbnisse und der Weg nach Walhall sind weit mehr als nur Legende – sie offenbaren eine tiefe spirituelle Weltanschauung.
Ursprung und historische Hintergründe
Begräbnisarten im Wandel der Zeit
Die Wikingerzeit (ca. 800–1050 n. Chr.) war keine einheitliche Epoche – und das gilt auch für die Bestattungsformen. Je nach Region, Zeit und Status unterschieden sich die Rituale stark. Archäologen fanden sowohl Erdbestattungen als auch Feuerbestattungen, Schiffsgräber, Hügelgräber und sogar Felskammern.
Frühere Bestattungen erfolgten oft als einfache Körpergräber.
Spätere und aufwändigere Rituale beinhalteten Schiffsgräber – etwa das berühmte Oseberg-Schiff in Norwegen.
In Skandinavien war es üblich, Gräber mit Beigaben auszustatten: Waffen, Schmuck, Werkzeuge – ja, selbst Tiere oder versklavte Menschen.
Diese Funde lassen erkennen, wie stark die Bestattungsriten mit Glauben, sozialer Stellung und Lebensweise verbunden waren.
Der symbolische Weg nach Walhall
Walhall – das Paradies der Krieger
Walhall, die große Halle Odins in Asgard, war der Sehnsuchtsort vieler Wikinger. Doch nur ein Teil der Gefallenen sollte dorthin gelangen. Laut Mythologie wurden sie von den Walküren ausgewählt – jenen göttlichen Kriegerinnen, die die Tapfersten vom Schlachtfeld abholten.
In Walhall erwarteten die Auserwählten:
Ein ewiges Festmahl mit Met,
Kämpfe am Tag, Wiederauferstehung in der Nacht,
Vorbereitungen auf Ragnarök, die letzte große Schlacht.
Wichtig: Walhall war kein Himmel für alle, sondern nur für tapfere Krieger, die im Kampf starben. Alte, Kranke oder friedlich Verstorbene kamen eher nach Helheim, dem Reich der Totengöttin Hel.
Rituale, Symbole und Bestattungspraktiken
Feuer, Schiffe und Grabbeigaben
Die Vorstellung, dass ein Krieger auf einem Schiff in Flammen gen Walhall reist, ist nicht rein fiktiv – es gab ähnliche Praktiken. Besonders beeindruckend:
Schiffsbestattungen: Tote wurden in ein Schiff oder schiffsähnliches Grab gelegt, mit Waffen und Habseligkeiten ausgestattet und teils verbrannt oder begraben.
Beigaben für das Jenseits: Waffen, Kleidung, Tiere, manchmal sogar ein getöteter Sklave als "Diener".
Rituelle Feuerbestattung: Im Glauben, dass der Rauch die Seele zu den Göttern trug.
Auch Runensteine, wie der Rök-Stein in Schweden, enthalten Hinweise auf Jenseitsglauben und heldenhafte Tode – sie fungierten als „Denkmal“ und Wegweiser ins nächste Leben.
Gesellschaftliche und spirituelle Bedeutung
Begräbnis = Statussymbol?
Bestattungen waren auch soziale Inszenierungen:
Je reicher und angesehener der Verstorbene, desto aufwändiger das Ritual.
Für Häuptlinge oder Jarle gab es große Zeremonien mit Musik, Opfergaben und öffentlichen Trauerakten.
Auch Frauen erhielten prunkvolle Bestattungen – siehe das Oseberg-Schiff mit zwei adeligen Frauen.
Der Tod war nicht das Ende, sondern ein Übergang – und wie dieser Übergang begangen wurde, sagte viel über die Person und ihre Stellung aus.
Moderne Deutungen und kulturelle Rezeption
Vom Mythos zur Popkultur
Heute sind Wikinger-Begräbnisse ein fester Bestandteil von Serien, Videospielen und Filmen – meist spektakulär überhöht. Doch auch in spirituellen und neuheidnischen Bewegungen erleben die alten Rituale eine gewisse Renaissance.
Moderne Asatru-Gemeinschaften ehren verstorbene Mitglieder mit Runen, Met-Ritualen oder Naturbestattungen.
In Museen und Gedenkstätten werden Rekonstruktionen von Schiffsgräbern gezeigt.
Die Verbindung von Tod, Ehre und Mythos fasziniert noch immer – auch weil sie tiefe Fragen über das Leben und das Danach aufwirft.
Verwandte Begriffe und Symbole
Walküren – Die Todesbotinnen, die Krieger nach Walhall bringen.
Helheim – Das alternative Totenreich für alle, die nicht im Kampf sterben.
Oseberg-Schiff – Das prächtigste bekannte Schiffsgrab, vermutlich für eine Priesterin oder Adelige.
Runeninschriften – Erinnerungs- und Schutzsymbole auf Grabstätten.
Blóts – Opferzeremonien, oft im Zusammenhang mit Totenritualen.
Fazit: Zwischen Mythos, Glaube und Gesellschaft
Wikinger-Begräbnisse waren weit mehr als dramatische Feuer auf See. Sie spiegeln den Glauben der Nordmänner an ein Weiterleben nach dem Tod, ihre Verehrung der Tapferkeit – und ihre Vorstellung von Ehre und göttlicher Ordnung. Der Weg nach Walhall war nicht allen vergönnt, doch die Rituale hielten die Hoffnung auf ein würdiges Jenseits lebendig. Vielleicht liegt genau darin die Faszination: in der Idee, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Beginn einer neuen Reise.
FAQ – Häufige Fragen
Wie wurden Wikinger wirklich bestattet?
Je nach Region und sozialem Stand wurden sie verbrannt, beerdigt oder in Schiffsgräbern beigesetzt – oft mit wertvollen Beigaben.
Glaubten alle Wikinger an Walhall?
Nein. Walhall war nur für Gefallene im Kampf vorgesehen. Andere kamen nach Helheim, dem Totenreich der Göttin Hel.
Gab es wirklich Schiffsverbrennungen auf See?
Kaum archäologische Belege. Wahrscheinlicher waren Begräbnisse im Schiff an Land oder mit brennendem Scheiterhaufen.
Welche Rolle spielten Walküren?
Sie galten als göttliche Kriegerinnen, die die Seelen tapferer Gefallener nach Walhall führten.
Hat dich dieser Einblick in die Welt der Wikinger-Begräbnisse und Walhall fasziniert? Dann lies weiter in meinem Beitrag über die Nordische Mythologie vs. Moderne Spiritualität. Schreib mir gerne in die Kommentare, welche Begräbnisrituale du am spannendsten findest!











Ein sehr interessanter Beitrag, gerne mehr davon.