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Die Rolle von Tieren in der nordischen Mythologie

  • Autorenbild: Michael Praher
    Michael Praher
  • 29. Mai
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Aug.


Symbolische Tiere der nordischen Mythologie: Raben, Wolf, Schlange und Pferd in mystischer Landschaft – Darstellung der Rolle von Tieren in der nordischen Götterwelt

Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

In der nordischen Mythologie nehmen Tiere eine zentrale Rolle ein. Sie sind mehr als nur tierische Begleiter – sie verkörpern uralte Kräfte, kosmische Prinzipien und spielen in Mythen, Sagen und Prophezeiungen eine herausragende Rolle. Besonders Raben, Wölfe und Drachen prägen die nordische Vorstellungswelt auf tiefgreifende Weise. Ihre Geschichten reichen von göttlicher Weisheit über die Zerstörung der Welt bis hin zu Macht, Gier und Schicksal.

Raben – Odins Augen in der Welt

Zwei Raben gehören zu den bekanntesten tierischen Symbolen der nordischen Mythologie: Hugin („Gedanke“) und Munin („Erinnerung“ oder „Erinnern“). Sie sind die ständigen Begleiter Odins, des höchsten Gottes. Jeden Tag fliegen sie über die Welt und berichten ihrem Herrn, was sie gesehen und gehört haben. So wird Odin zu einem allwissenden Gott, der durch seine Raben Verbindung zur gesamten Welt hat.


Die Raben sind dabei nicht nur Spione, sondern auch Sinnbilder für Weisheit, Intelligenz und geistige Kraft. In einer Welt, in der Wissen Macht ist, symbolisieren Hugin und Munin Odins geistige Überlegenheit – aber auch seine Angst. In der Edda äußert Odin Sorge, dass Munin eines Tages nicht zurückkehren könnte, was auf die Furcht vor dem Verlust von Erinnerung oder Weisheit hinweisen könnte.


Auch in der Wikingerzeit waren Raben kulturell bedeutsam. Auf Standarten, Bannern oder Grabsteinen erscheinen sie als Symbol für Odin, Krieg und Tod – denn Raben fliegen auch über Schlachtfelder und fressen die Toten. Diese Ambivalenz macht sie zu komplexen, beinahe heiligen Tieren in der nordischen Vorstellung.

Wölfe – Chaos, Zerstörung und Schicksal

Wölfe gelten in der nordischen Mythologie als mächtige, oft gefährliche Wesen – eng verknüpft mit Chaos, Zerstörung und dem Ende der Welt. Der bekannteste Wolf ist zweifellos Fenrir, das monströse Kind von Loki und der Riesin Angrboda. Die Götter fürchteten Fenrirs Macht so sehr, dass sie ihn fesselten – mit einem magischen Band namens Gleipnir, das aus unmöglichen Zutaten bestand (unter anderem aus dem Atem von Fischen und dem Tritt der Katze). Doch die Prophezeiung besagt, dass Fenrir sich zur Zeit des Ragnarök befreien und Odin verschlingen wird – ein Schicksal, das selbst der mächtigste Gott nicht abwenden kann.


Fenrir steht für unkontrollierbare Urgewalt, aber auch für das unausweichliche Schicksal – ein zentrales Motiv der nordischen Weltsicht. Der Wolf wird nicht besiegt, sondern erfüllt seinen Platz im kosmischen Drama.


Daneben gibt es weitere mythische Wölfe: Sköll und Hati, die Sonne und Mond verfolgen. Wenn sie sie einholen, bricht das Ragnarök an. Auch sie symbolisieren das Fortschreiten der Zeit, das Vergehen der Welt und das Ende aller Dinge – ein ständiger Wettlauf zwischen Licht und Finsternis.


Trotz ihrer dunklen Rolle waren Wölfe auch Symbole für Stärke, Wildheit und Freiheit – Eigenschaften, die in der Wikingerkultur durchaus geschätzt wurden. In den Sagas tragen einige Krieger den Beinamen „Wolf“, und es gibt Hinweise auf Kriegergruppen, die sich selbst mit Wölfen identifizierten – sogenannte Ulfhednar, eine Art „Wolfskrieger“, vergleichbar mit den Berserkern.

Mystisches Banner mit Yggdrasil dem Weltenbaum, nordischen Runen und Thors Hammer Mjölnir.

Drachen – Hüter und Zerstörer

Drachen – in der nordischen Mythologie meist als Lindwürmer bezeichnet – sind vielgestaltige Wesen, die als Hüter von Schätzen ebenso auftreten wie als Verkörperungen von Gier und Untergang. Der bekannteste Drache der nordischen Literatur ist Fáfnir aus der Völsunga-Saga. Ursprünglich war er ein Mensch – ein Zwergensohn – der durch Gier nach Gold in einen Drachen verwandelt wurde. Er bewacht seinen Schatz in einer Höhle, bis der Held Sigurd ihn erschlägt.


Fáfnir ist das Sinnbild für Habgier, Isolation und Selbstzerstörung. Sein Schicksal zeigt, dass die Verlockung des Reichtums zum Verfall der Seele führen kann – ein mahnender Mythos über Maßlosigkeit und Verblendung.


Ein weiteres gigantisches Wesen ist Níðhöggr, der „Wüterich, der Hass schlägt“. Er nagt an den Wurzeln Yggdrasils, des Weltenbaums, und symbolisiert so die fortschreitende Zersetzung der Weltordnung. Im Ragnarök tritt auch er als zerstörerische Kraft in Erscheinung. Seine Rolle verdeutlicht, dass sogar das kosmische Zentrum – der Weltenbaum selbst – der Auflösung preisgegeben ist.


Drachen stehen in der nordischen Mythologie für das „Andere“, das Wilde, das Unbeherrschbare. Sie sind keine freundlichen Fabelwesen, sondern Bedrohungen für das Gleichgewicht der Welt – doch sie bewahren auch das Geheimnis über das, was verloren gehen kann.

Tiere als Spiegel der kosmischen Ordnung

Ob als göttliche Boten, Feinde der Götter oder mystische Wesen – Tiere sind in der nordischen Mythologie niemals nur Beiwerk. Sie spiegeln Grundprinzipien des Kosmos wider: Weisheit und Erinnerung (Raben), Chaos und Schicksal (Wölfe), Gier und Zerstörung (Drachen). In ihrer jeweiligen Rolle machen sie die großen Themen der nordischen


Weltdeutung sichtbar:

  • Dualität zwischen Ordnung und Chaos

  • Vergänglichkeit aller Dinge

  • Verstrickung von Heldentum, Schuld und Schicksal


Diese Tiergestalten waren für die Menschen der Wikingerzeit nicht nur literarische Figuren, sondern reale Kräfte, die ihr Weltbild prägten – auf Grabsteinen, Runen, Amuletten und in ihren Geschichten.

🔎 Fazit: Tierische Symbole einer archaischen Welt

Die nordische Mythologie ist reich an Symbolik – und Tiere nehmen darin eine zentrale Rolle ein. Sie sind keine Nebenfiguren, sondern Träger tiefer Bedeutung. Raben, Wölfe und Drachen verkörpern Macht, Angst, Weisheit, Verfall und vieles mehr. In ihnen verdichtet sich das Denken einer Welt, in der der Mensch nicht allein steht – sondern eingebunden ist in ein Geflecht aus Göttern, Geistern, Tieren und kosmischen Kräften.

Gerade deshalb faszinieren sie uns bis heute: Weil sie archaische Wahrheiten berühren, die tief in unserem kulturellen Gedächtnis verankert sind.

🧠 FAQ – Häufige Fragen zur Rolle von Tieren in der nordischen Mythologie


Welche Bedeutung haben Raben in der nordischen Mythologie?

Raben sind heilige Tiere Odins, des höchsten Gottes. Seine beiden Raben Hugin („Gedanke“) und Munin („Erinnerung“) fliegen täglich über die Welt und berichten ihm alles, was sie sehen und hören. Sie symbolisieren Weisheit, Allwissenheit und geistige Kraft.

Warum ist der Wolf Fenrir so gefürchtet?

Fenrir ist ein monströser Wolf und das Kind Lokis. Laut Prophezeiung wird er sich beim Weltuntergang Ragnarök befreien und Odin töten. Er steht für zerstörerische Urgewalt und das unausweichliche Schicksal.

Gab es wirklich Drachen in der nordischen Mythologie?

Ja, Drachen wie Fáfnir oder Níðhöggr spielen eine wichtige Rolle. Fáfnir war ein Mensch, der sich durch seine Gier in einen Drachen verwandelte. Níðhöggr hingegen nagt an den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil und steht für Zersetzung und Untergang.

Sind Tiere in der nordischen Mythologie immer negativ besetzt?

Nein, Tiere verkörpern ganz unterschiedliche Kräfte – manche destruktiv, andere schützend oder weise. Ihre Rolle hängt stark vom jeweiligen Kontext ab. Sie spiegeln zentrale Prinzipien wie Ordnung, Chaos, Weisheit und Vergänglichkeit wider.

Welche Tiere kommen sonst noch in der nordischen Mythologie vor?

Neben Raben, Wölfen und Drachen gibt es auch Eichhörnchen (Ratatoskr), Hirsche, Schlangen, Pferde (wie Sleipnir) und Ziegen – jedes mit eigener Bedeutung. Die Tierwelt war tief in die kosmische Ordnung eingebunden.


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