Die Unterschiede der Wikinger aus Dänemark, Schweden und Norwegen (Mit Video)
- Michael Praher

- 31. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Aug.

Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
Die Wikingerzeit (ca. 800–1050 n. Chr.) war eine Epoche der Entdeckungen, Eroberungen und Handelsverbindungen, die Europa und darüber hinaus nachhaltig prägte. Doch obwohl sie unter dem gemeinsamen Begriff „Wikinger“ zusammengefasst werden, unterschieden sich die skandinavischen Gruppen deutlich in ihrer Ausrichtung, Zielsetzung und kulturellen Entwicklung. Während die dänischen Wikinger nach Westen zogen und große Teile Englands dominierten, drangen die schwedischen Wikinger tief in den Osten vor und errichteten Handelsrouten bis nach Byzanz. Die norwegischen Wikinger wiederum erkundeten den Atlantik, gründeten Siedlungen in Island, Grönland und sogar Nordamerika.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Unterschiede zwischen den Wikingern aus Dänemark, Schweden und Norwegen – und analysieren ihre jeweiligen Stärken, Strategien und Vermächtnisse.
Die dänischen Wikinger – Eroberer und Organisatoren
Militärische Schlagkraft und westliche Expansion
Die dänischen Wikinger waren für ihre gut organisierten Überfälle auf England, Irland und das Frankenreich berüchtigt. Der Überfall auf Lindisfarne 793 n. Chr. markierte den Auftakt einer Welle von Angriffen, die das westliche Europa erschütterte. Anders als spontane Plünderungszüge waren viele dänische Unternehmungen langfristig geplant – sie führten zur Errichtung von Siedlungen, Festungen und politischen Strukturen.
Danelaw und Normandie
Im 9. Jahrhundert etablierten die Dänen das sogenannte Danelaw in England – ein Gebiet unter ihrer Kontrolle mit eigenen Gesetzen und kulturellem Einfluss. York (Jórvik) wurde zu einem florierenden Zentrum. Parallel dazu entstand in Frankreich die Normandie: Der Wikingerführer Rollo erhielt das Land als Lehen, was langfristig zur Entstehung der Normannen führte.
Zentralisierung und Danegeld
Im Gegensatz zu anderen Wikingergruppen strebten die Dänen eine politische Zentralisierung an. Herrscher wie Harald Blauzahn trieben die Christianisierung und Vereinheitlichung des Reichs voran. Gleichzeitig etablierten sie das Danegeld – Tributzahlungen, die ganze Königreiche zur Vermeidung weiterer Angriffe leisteten.
Die schwedischen Wikinger – Händler und Staatsgründer
Der Weg nach Osten
Die schwedischen Wikinger – auch als Waräger bekannt – konzentrierten sich auf den Osten Europas. Entlang der Flüsse wie Dnepr und Wolga errichteten sie Handelsrouten, die Skandinavien mit Byzanz und dem Kalifat Bagdad verbanden. Ihre Reisen führten sie tief ins heutige Russland, den Kaukasus und bis nach Zentralasien.
Gründung der Kiewer Rus
Laut der Nestorchronik riefen slawische Stämme die Waräger unter Rurik zur Ordnung. Daraus entstand die Kiewer Rus – ein frühmittelalterlicher Staat mit tiefen Verbindungen zu Skandinavien. Die Rurikiden herrschten dort über Jahrhunderte und begründeten eine Dynastie, die später Russland prägte.
Wirtschaftlicher Einfluss
Silber, Pelze, Honig, Bernstein und Sklaven waren zentrale Handelsgüter. Städte wie Birka und Gotland dienten als Handelszentren, in denen orientalische Münzen, byzantinische Stoffe und nordeuropäische Erzeugnisse zusammenkamen. Die Warägergarde in Byzanz – die Eliteeinheit des Kaisers – bestand zu großen Teilen aus schwedischen Wikingern.
Die norwegischen Wikinger – Entdecker und Siedler
Atlantische Expansion
Norwegische Wikinger waren die Pioniere der Seefahrt. Sie entdeckten und besiedelten Island, Grönland und schließlich Nordamerika. Die Besiedlung Islands erfolgte häufig durch Adlige, die sich der norwegischen Königsmacht entziehen wollten. Hier entstand eine freie Bauernrepublik, geprägt vom Thing und der einzigartigen isländischen Sagaliteratur.
Grönland und Vinland
Erik der Rote gründete um 985 n. Chr. Kolonien in Grönland. Sein Sohn Leif Erikson entdeckte später Vinland – wahrscheinlich das heutige Neufundland. Damit betraten norwegische Wikinger rund 500 Jahre vor Kolumbus amerikanischen Boden. Die Siedlung bestand jedoch nur kurzzeitig.
Kulturelle Spuren in den britischen Inseln
Auch in Schottland, Irland und auf den Hebriden hinterließen die Norweger deutliche Spuren. Viele Küstenstädte tragen noch heute nordische Namen. Anders als ihre dänischen Verwandten waren sie jedoch weniger an Eroberung interessiert als an dauerhafter Besiedlung.
Fazit zu den Unterschieden der Wikinger aus Dänemark Schweden und Norwegen
Trotz gemeinsamer Ursprünge gingen die dänischen, schwedischen und norwegischen Wikinger ganz unterschiedliche Wege:
Was sie einte, war eine gemeinsame Kultur, Religion und eine beeindruckende Fähigkeit zur Anpassung. Ob als Krieger, Händler oder Siedler – die Wikinger veränderten die Welt auf sehr unterschiedliche, aber ebenso nachhaltige Weise.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was unterscheidet dänische von norwegischen Wikingern?
Dänische Wikinger waren stärker auf Eroberung und Tributzahlungen im Westen ausgerichtet, während norwegische Wikinger den Atlantik besiedelten und neue Gebiete wie Island und Grönland erschlossen.
Waren die schwedischen Wikinger friedlicher als die anderen?
In gewisser Weise ja. Ihr Fokus lag auf Handel und Staatsgründung im Osten, wobei sie diplomatische Beziehungen zu Slawen und Byzantinern pflegten.
Welche Wikinger erreichten Amerika?
Die norwegischen Wikinger unter Leif Erikson erreichten um das Jahr 1000 n. Chr. Nordamerika – wahrscheinlich Neufundland.
Was ist das Danelaw?
Das Danelaw war ein von dänischen Wikingern beherrschtes Gebiet in England mit eigenem Rechtssystem und Verwaltung.
Hatten alle Wikingergruppen eine gemeinsame Religion?
Ja. Trotz regionaler Unterschiede verehrten alle nordischen Gruppen dieselben Götter wie Odin, Thor oder Freyja – bis zur allmählichen Christianisierung.











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