Walhall vs. Helheim: Was glaubten die Wikinger nach dem Tod?
- Michael Praher
- 2. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Aug.

Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
Was geschieht nach dem Tod? Diese Frage beschäftigte auch die Wikinger – und ihre Vorstellungen waren alles andere als einheitlich. Während in vielen modernen Darstellungen Walhall als einziges Jenseitsziel glorifiziert wird, offenbart ein Blick in die nordische Mythologie eine vielschichtige Welt des Todes. Neben Walhall existierte Helheim – ein düsterer Ort, der fälschlicherweise oft mit der christlichen Hölle gleichgesetzt wird. In diesem Beitrag erfährst du, was die Wikinger wirklich über das Leben nach dem Tod glaubten, wie Walhall und Helheim entstanden und wer wohin gelangte. Lass uns die Jenseitsvorstellungen der Nordmänner entwirren!
Der Ursprung von Walhall und Helheim
Walhall: Die Halle der Gefallenen
Walhall (altnordisch: Valhöll, „Halle der Erschlagenen“) wird in den eddischen Schriften als prächtige Halle in Ásgard beschrieben, dem Reich der Götter. Sie gehört Odin, dem Göttervater, und ist jenen Kriegern vorbehalten, die im Kampf tapfer gefallen sind. Die ersten schriftlichen Quellen über Walhall stammen aus der Gylfaginning der Snorra-Edda (13. Jh.), basierend auf mündlichen Überlieferungen.
Helheim: Das Reich der Toten
Helheim (auch nur Hel) ist das Reich der Totengöttin Hel, Tochter von Loki. Es liegt tief unter den Wurzeln von Yggdrasil. Schon in der Völuspá (Prophezeiung der Seherin) wird Hel als Ort beschrieben, an den diejenigen gelangen, die nicht im Kampf gestorben sind – etwa Alte, Kranke oder an Krankheit Verstorbene. Anders als Walhall ist Helheim kein Ort der Ehre, sondern der Stille, Kälte und Vergänglichkeit.
Walhall: Belohnung für Krieger
Walhall wurde von den Wikingern als höchste Ehre angesehen – aber nur wenige erreichten sie. Die Einherjer, so nannte man die gefallenen Krieger, wurden von den Walküren vom Schlachtfeld geholt. In Odins Halle trinken sie Met, kämpfen täglich zur Übung und warten auf Ragnarök – den Tag, an dem sie mit den Göttern in die letzte Schlacht ziehen.
Wer durfte nach Walhall?
Nur im Kampf Gestorbene
Von Walküren Auserwählte
Mutige Krieger mit Ruf und Ehre
Es war ein exklusiver Ort – keine pauschale „Himmel“-Vorstellung für alle Gläubigen, sondern eine elitäre Belohnung für die Tapfersten.
Helheim: Kein Ort des Bösen
Helheim war kein Ort der ewigen Verdammnis, sondern vielmehr ein neutraler Aufenthaltsort für die „gewöhnlichen“ Toten. Wer nicht im Kampf starb, kam in Hel. Dort herrschte die Totengöttin Hel, oft als halb verweste Frau beschrieben.
Was erwartete die Toten in Helheim?
Ein Schattenleben ohne Schmerz – aber auch ohne Freude
Kälte, Dunkelheit und Stille
Trennung von Familie und Ahnen im Jenseits
Helheim war also kein höllisches Straflager, sondern eher ein trostloses Ende – was in der kampfgeprägten Kultur der Wikinger fast noch schlimmer war als Schmerz.
Weitere Jenseitsorte in der nordischen Mythologie
Fólkvangr – die Wiese der Gefallenen
Auch die Göttin Freyja nahm Gefallene auf – in ihre Halle Fólkvangr. Die Hälfte der im Kampf Gestorbenen ging zu ihr, die andere zu Odin. Das zeigt: Selbst unter Kriegern war Walhall nicht die einzige Option.
Ran und das Meer
Wer auf See starb, konnte zu Ran gelangen – der Meeresriesin, die mit ihrem Netz die Ertrunkenen auffing. Dies war ein weiteres alternatives Nachleben, besonders für Seeleute.
Symbolik und spirituelle Bedeutung
Walhall steht symbolisch für Ehre, Ruhm und das Weiterleben im Kampf – ein Idealbild für eine Gesellschaft, die Mut über alles stellte. Helheim dagegen erinnert an die Vergänglichkeit und das Vergessenwerden.
Beide Jenseitsorte zeigen die Weltanschauung der Wikinger: Das Leben ist ein Kampf, der Tod nicht das Ende, sondern ein Übergang – und das Andenken entscheidet über wahre Unsterblichkeit.
Die Vorstellung vom Tod im Alltag der Wikinger
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod prägte Rituale, Grabbeigaben und Lebensweise:
Grabbeigaben wie Waffen, Schmuck oder Schiffe sollten den Verstorbenen im Jenseits helfen.
Bestattungsformen (Schiff, Hügelgräber, Feuerbestattung) zeugen vom Glauben an Weiterexistenz.
Dichtungen und Runensteine glorifizierten Verstorbene – mit Hoffnung auf ewigen Ruhm.
Moderne Interpretationen
Heute wird Walhall oft romantisiert – in Heavy Metal, Rollenspielen oder Serien wie Vikings. Helheim dagegen bleibt oft unerwähnt oder wird mit der Hölle verwechselt. Dabei zeigt die differenzierte Vorstellung der Wikinger ein faszinierendes Bild von Mut, Tod und Erinnerung, das weit über Gut und Böse hinausgeht.
Verwandte Konzepte
Walküren – die Boten zwischen Leben und Tod, Kämpferinnen und psychopompe Wesen.
Ragnarök – das Schicksal aller Götter und das endgültige Ende, an dem auch die Toten kämpfen.
Yggdrasil – der Weltenbaum, dessen Wurzeln alle Reiche – auch Helheim – verbinden.
Niflheim & Muspellsheimr – weitere mythische Reiche, die Tod und Ursprung umrahmen.
🔍 Fazit: Zwei Seiten derselben Welt
Die Wikinger kannten kein einheitliches Jenseits – sie kannten viele. Walhall und Helheim sind zwei Pole einer komplexen Vorstellungswelt, in der Ehre, Tod und Schicksal miteinander verflochten sind. Wer du im Leben warst, bestimmte dein Ziel im Tod – und wie die Nachwelt sich an dich erinnerte, bestimmte deine Unsterblichkeit.
Hat dich die Welt von Walhall und Helheim fasziniert? Dann entdecke auch meinen Beitrag über Yggdrasil – den Weltenbaum, der beide Reiche verbindet. Oder hinterlasse einen Kommentar: Wohin würdest du im Jenseits der Wikinger wollen?
🧠 FAQ – Häufige Fragen zu Walhall vs. Helheim
Was ist der Unterschied zwischen Walhall und Helheim?
Walhall ist eine Ruhmeshalle für gefallene Krieger bei Odin. Helheim ist das Schattenreich für alle anderen Toten unter der Herrschaft von Hel.
Kam jeder Wikinger nach Walhall?
Nein. Nur wer im Kampf fiel und von einer Walküre auserwählt wurde, durfte nach Walhall.
Ist Helheim wie die christliche Hölle?
Nein. Helheim ist kein Ort der Strafe, sondern ein trostloser, neutraler Aufenthaltsort.
Ging jeder Seemann zu Ran?
Nicht unbedingt – aber viele glaubten, wer auf See starb, gelange zu ihr.







